Erste Erfahrungen mit Spectracanthicus murinus

Von Elko Kinlechner, Weimar, erhalten am 12.07.2012
(aus BSSW-Report 3/2012)

Elko Kinlechner describes his first successes in breeding the loricariid Spectracanthicus murinus from the Tapajós river in Brazil. He kept three males and two females in a tank of the size 80×35×40 cm³. These very peaceful fishes shouldn´t be kept together with more aggressive species, they were even suppressed by semiadult Ancistomus sp. (L 163). Spawning took place in water of 28 degrees Celsius, a pH of 7.6 and a conductivity of 300 μS/cm. The number of eggs was less than 10. The Spectracanthicus spawned five times wthout any obvious trigger. If the pH was too high the eggs didn´t develop and were full of fungus. The juveniles were fed with granulated food and food tablets. The food seems to be a big problem, because only one or two juveniles per spawn could be raised.

Spectracanthicus murinus wurde 1987 von Nijssen & Isbrücker als Typusart der Gattung Spectracanthicus beschrieben. Diese sind in ihrem Habitus den Rüsselzahnwelsen der Gattung Leporacanthicus recht ähnlich. Auf Grund der einzelnen langen Zähne im Oberkiefer werden die Welse dieser beiden Gattungen auch als Rüsselzahnwelse bezeichnet. Spectracanthicus bleiben jedoch kleiner als die Leporacanthicus und stehen im Gegensatz zu diesen nicht in Verruf, die Silikonnähte des Aquariums abzuknabbern. Spectracanthicus sind daher eine interessante Alternative zu den bekannteren Leporacanthicus.

Spectracanthicus murinus wurde aus dem Rio Tapajós in der Nähe der Ortschaft San Juan in Brasilien beschrieben. Der Rio Tapajós ist ein Klarwasserfluss mit relativ niedrigem pH-Wert, um 5,0. Seine Wassertemperatur liegt bei ca. 30 °C, die elektrische Leitfähigkeit ist überaus gering (ca. 20 μS/cm). Da die Art auf der aktuellen brasilianischen Positivliste vom Januar 2012 aufgeführt ist, darf sie legal aus Brasilien exportiert werden.

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Abb. 01: Spectracanthicus murinus aus dem Rio Tapajós in Brasilien

Im Dezember 2010 konnte ich eine kleine Gruppe dieser Harnischwelse erwerben. Während der Quarantäne starben aus unerklärlichen Gründen leider zwei Tiere. Schließlich konnte ich drei Männchen und zwei Weibchen in unsere Aquarien aufnehmen.

Das Aquarium hatte eine Größe von 80×35×40 cm³ (112 Liter). Als Bodengrund verwendete ich Kies der Körnung ein bis drei Millimeter. Gefiltert wurde es über einen Innenfilter Eheim aquaball 2212 und einen Schwammfilter Sera L150. Zur Erwärmung des Wassers verwendete ich zwei Heizstäbe zu je 50 Watt. Die Einrichtung bestand aus etwa zehn Welshöhlen und mehreren kleinen Wurzeln. Da das Aquarium unbepflanzt war, konnte ich auf eine Beleuchtung verzichten. Der Tag-Nacht-Rhythmus war durch das einfallende Tageslicht gegeben.

Folgende Wasserwerte ermittelte ich für das Aquarium:

Temperatur ~ 28°C
pH 5,5 – 7,5
GH < 2 - 7 °dGH
KH < 1 - 4 °KH
Nitrit < 0,025 mg/l
Nitrat < 10 mg/l
Leitfähigkeit 100 – 300 μS/cm

Tabelle 1: Wasserwerte Aquarium


Abb. 02: Blick in das Zuchtaquarium

Die Schwankungen resultierten aus verschiedenen Quellgebieten unseres Leitungswassers bzw. durch die Verwendung von vollentsalztem Wasser.

pH ~ 7,2
GH 6 – 16 °dGH
KH 4 – 7 °KH
Nitrit < 0,025 mg/l
Nitrat < 5 mg/l
Leitfähigkeit 200 – 500 μS/cm

Tabelle 2: Wasserwerte Leitungswasser

Ich habe Spectracanthicus murinus als sehr friedliche Harnischwelse kennen gelernt. Ernsthafte Streitereien konnte ich niemals beobachten. Für kurze Zeit wollte ich Tiere die Tiere mit semiadulten Ancistomus sp. (L 163) gemeinsam in einem Aquarium unterbringen. Bereits einen Tag später musste ich allerdings feststellen, dass die Spectracanthicus massiv unterdrückt wurden, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als die Tiere aus dem temporären Gemeinschaftsbecken wieder heraus zu fangen.

Spectracanthicus haben eine stark reduzierte Bezahnung, wobei die wenigen langen Zähne im Oberkiefer besonders auffallen. Es wird angenommen, dass sie sich in ihrem Heimathabitat von Mollusken (Schnecken) ernähren. Gefüttert wurde meine Gruppe überwiegend mit DuplaRin G. Gelegentlich erhalten sie auch andere Pleco-Tabs (JBL Plecochips, JBL Tabis, Tetra, etc.). Von Zeit zu Zeit haben sie auch Frostfutter bekommen. Jedoch zeigten sie daran deutlich weniger Interesse als an den Tabs. Gemüse wurde gar nicht angenommen.


Abb. 03: Männchen von Spectracanthicus murinus

Weibchen haben gegenüber den Männchen eine breitere „Taille“. Gegebenenfalls ist auch eine Unterscheidung anhand der Genitalpapille möglich. Die Papille des Männchens erscheint schlanker und spitzer, die des Weibchens breiter und stumpfer. Markante Unterschiede der Geschlechter waren bei unseren Tieren beim Vergleich der Kopfform, des Bewuchses mit Odontoden sowie der Dicke des Brustflossenstachels jedoch nicht zu erkennen.


Abb. 04: Das Weibchen (rechts) hat eine breitere Taille als das Männchen (links)


Abb. 05: Wenige Tage alter Spectracanthicus murinus (links) und ein sieben Monate altes Exemplar
(rechts)

Im Mai 2011 kam es zur ersten Vermehrung der Tiere. Ich konnte zunächst acht kleine Spectracanthicus einfangen und in einen Einhängekasten überführen. In den nächsten Stunden zeigte sich, dass diese Tiere ausgesprochen inaktiv waren. Auch direkt vor das Maul platziertes Futter wurde nicht beachtet. Am nächsten Morgen musste ich feststellen, dass vier Jungfische tot waren und den anderen vier offensichtlich die Flucht aus dem Einhängekasten gelang. Zumindest einen von ihnen konnte ich später wieder entdecken.

Temperatur 28 °C
pH ~ 7,6
KH < 3 °KH
Leitfähigkeit ~ 300 μS/cm

Tabelle 3: Wasserwerte zum Zeitpunkt der Vermehrung

Später laichten die Elterntiere weitere viermal ab. Bei hohem pH-Wert verpilzten die Eier jedoch sehr schnell. Ein tatsächlicher Auslöser für die Vermehrung war nicht auszumachen. Die Nachzuchten fütterten wir hauptsächlich mit DuplaRin G oder Tetra PlecoMin. Für anderes Futter schienen sie sich nicht zu interessieren. Jedoch konnten wir maximal nur ein oder zwei Tiere pro Gelege aufziehen. Das richtige Futter für die Jungfische schien ein Problem zu sein. Das nächste Mal wollen wir es deshalb mit Lebendfutter versuchen.

Fazit:

Bei Spectracanthicus murinus handelt es sich um einen sehr friedlichen Harnischwels, der sich bei sehr guter Wasserqualität auch vermehren läst. Ein niedriger pH-Wert scheint dafür vorteilhaft zu sein. Ein Problem für die Aufzucht stellt noch die Wahl des richtigen Futters dar.[/private]

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