4. Internationale L-Wels-Tage 2015

Natürlich kamen sie auch dieses Jahr wieder zahlreich in Hannover zusammen, die Harnischwels-Verrückten aus aller Welt. Weite Wege aus beispielsweise England, Brasilien, Singapur, Indonesien oder Nordamerika waren für die Teilnehmer kein Hindernis, die erstklassigen Vorträge zu erleben und Freunde wieder zu treffen.

Das Wochenende wurde thematisch durch Leandro Melo de Sousa (Altamira, Brasilien) eröffnet: Er berichtete über die aktuelle, alles andere als erfreuliche Situation des Rio Xingu und von der Errichtung einer großen Zuchtanlage um stark bedrohte Arten wie Hypancistrus zebra, Hypancistrus sp. „L 174“ und Ancistrini sp. „L 82“ zu erhalten – wie gewohnt, in bester Qualität. Nachdem er bereits 2013 mit spannenden Vorträgen überzeugt hatte, wurde er wiederholt eingeladen und erfüllte die Erwartungen mit seinen Schilderungen aus erster Hand.

Der weitere Abend wurde genutzt um sich in aller Ruhe bei genügend kühlen Getränken über unsere Pfleglinge zu unterhalten. Vorbildlich, wie man ihn nicht anders kennt, hielt der Leiter der IG-BSSW, Daniel Konn-Vetterlein (Kiel, Deutschland), die ganze Nacht durch und eröffnete anschließend das Frühstück zusammen mit Corydoras-Koryphäe Ian Fuller (Kidderminster, England).

Der inhaltliche Schwerpunkt lag am zweiten Tag auf den Gattungen der Holzfresser (Cochliodon, Panaque und Panaqolus) und Berichten von Expeditionen nach Südamerika. Vorgetragen von den beiden Hauptorganisatoren Andreas Tanke und Ingo Seidel, sowie dem Ichthyologen Nathan Lujan (Toronto, Kanada) und Walter Lechner (Wien, Österreich/Manaus, Brasilien) boten sich den Zuhörern seltene Bilder von Gewässern, die zum Teil noch nie für den kommerziellen Fischfang aufgesucht wurden.

In den Pausen zwischen den Vorträgen wurde sich fürsorglich um das Wohl der Welse gekümmert, die bereits ihren Besitzer gewechselt hatten. Jedes Mal ist es aufs Neue schön zu sehen, wie viele Tüten den Besitzer wechseln und wie viele – meist sind es Raritäten – Welse getauscht (!) werden.

Am letzten Tag berichteten einige Züchter über die erfolgreiche Vermehrung von Harnischwelsen. Hans Mengshoel aus Lillehammer (Norwegen) bspw. legt bei seiner Zucht von Hypancistrus sp. „L 173“ besonders viel Wert auf starke Strömung und eine hohe Sauerstoffsättigung des Wassers. Rajanta Sinardja Rahardja (Banten, Indonesien) berichtete von der enormen Vergrößerung seiner Zuchtfarm, veranlasst durch einen Besuch des Belo-Monte-Staudammes im vergangenen Jahr, und dessen voraussagbaren, fatalen Folgen für die aquatische Fauna.

Als erstem Europäer, ist es Markus Kaluza (Willich, Deutschland) gelungen, den kürzlich neu beschriebenen Pseudacanthicus pitanga (vormals „L 24“) mehrmals zur Vermehrung zu bewegen. Dabei handelt es sich zwar um eine wohl bekannte, aber leider vernachlässigte Art unter den Kaktuswelsen. Abschließend erklärte Matthias Kählig (Brelingen, Deutschland) in seinem Vortrag, wie Strömung im Aquarium durch verschiedene Methoden und Techniken so naturnah und effizient wie möglich gestaltet werden kann.

Rückblickend waren die 4. Internationalen L-Wels-Tage wieder einmal ein voller Erfolg. Im Vergleich zum letzten Mal wurden beispielsweise bezüglich Hotel (Vortragsraum) und Strukturierung des Vortragsprogramms viele Verbesserungen geleistet, sodass man schon jetzt gespannt und freudig das nächste Zusammentreffen im Jahr 2017 erwarten kann.


Bericht: Karl SCHWAMM – Bilder: Stefan K. HETZ

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