Am 08.06.24 besuchte Markus Kaluza den BSSW-Niedersachsen. Er berichtete uns, wie immer sehr anschaulich, von seiner Reise 2022 nach Bolivien, wo auch die Grenzgebiete zu Paraguay und dem südlichen Brasilien gestreift wurden.
Mit dem Deutsch-Bolivianer Alejandro Fernandez gab es einen halbwegs Ortskundigen in diesem Gebiet des Pantanals, der als Killi-Spezialist noch die verstecktesten Sumpflöcher erahnen konnte. Die gerade zwischen März und Mai kaum zu sehen sind. Dies, und der Einsatz einer Drohne, die Bilder von oben ermöglichte, half sehr, die z. T. wirklich sehr versteckten Biotope unserer Fische aufzuspüren.
Nicht suchen musste man den Bach unter einer nicht sehr vertrauenswürdigen Brücke. Auf zehn Meter fanden sich hier an Welsen vier verschiedene Corydoras-Arten, Callichthys und Scoloplax dicra. Dazu Salmler, es muss eine reine Freude gewesen sein: Hyphessobrycon eques, Hemmigrammus sp., Aphyocharax rathbuni, Serrasalmus maculatus und Leporinus frederici. Nachts kamen noch verschiedene Messerfische heraus und ständig Monkhausia cf. australis dazu. Gefischt wurde mit einem selbstgebauten Stell-/Zugnetz, aus vor Ort erworbener Mückengaze. Somit musste kein großes Werkzeug im Interkontinentalflug mitgebracht werden.
Die auch immer wieder gesuchten und gefundenen Killifische sollen hier nicht Thema sein. In einem anderen Fliessgewässer fanden sich Brochis sp. und Apistogramma borelli, und immer mal wieder ein bissiger Hoplias. Bei diesen eher kleineren Gewässer waren es zum Glück auch nur kleine Exemplare von diesem Raubsalmler.
Von einem anderem Fliessgewässer gab es faszinierende Unterwasseraufnahmen zu sehen, u. a. mit Corydoras aurofrenatus, Microglanis sp., Cochliodon khimaera. Und auch Crenicichla– / Saxatilia-Vertreter wurden angetroffen. Auffällig: An den Astyanax cf. lacustris waren bis zu 30% der Tiere mit Melanomen oder ähnlichen Flecken bedeckt. Ursachen-Spekulation mit einiger Wahrscheinlichkeit: In den angrenzenden Nutzflächen wird in Mengen Glyphosat genutzt, womöglich sogar beim Coca-Anbau, was durch in die Bäche Niederschlagswasser in die Biotope gelangt.
2023 besuchte Markus dann den Noel-Kaempff Nationalpark, etwas nördlicher in Bolivien gelegen. Die Reisegruppe wurde in diesem Gebiete von zwei ortskundigen Guides begleitet. In den schwimmenden Wiesen konnte mit großem Engagement einiges an Fischen gefangen werden. Viele davon wunderschön, viele (erstmal) unbestimmt. Später wurde auf’s Boot gewechselt und die Begleitung bewaffnete sich. So scheint der Nationalpark nicht nur Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen zu sein, sondern auch von diversen Hominiden der gängsterischen Sorte. Es gab aber keine ernsthaften Konflikte mit diesen. Sehr wohl aber mit den eh’ immer unvermeidlichen Mücken und diesmal, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Schmetterlingen. In der mineralarmen Gegend sind sie auf das bei der großen Hitze ausgeschwitzte Salz am Menschen aus, so dass sie wirklich lästig werden konnten.
Tiefer im Park gab es dann vom Boot aus Harpyien und Sternschnäbel zu beobachten, im Wasser verschiedene Varianten aus dem Corydoras haraldschulzi-Komplex. An der Sandbank unterhalb eines Wasserfalles dann rote Hexenwelse, kleine schwarze Pseudohemiodon (eventuell eine Mangelerscheinung?), Sandwelse mit grünem Einschlag und weitere Salmler, Cichliden und Corydoras. Wobei die größeren Exemplare an Barschen und Salmlern dann auch einfach gegessen wurden, wie man das so macht im Busch. Auf den größeren Sandgebieten in den Flüssen entpuppten sich die angeschwemmten Baumstämme als Hotspot, hier waren dann einige Fischarten zu beobachten, die sich dorthin zurückgezogen hatten.
An dieser Stelle haben wir dann etwas unmotiviert abgebrochen: Weil wir sonst ganz einfach noch die ganze Nacht gesessen und gequatscht hätten. Die wunderbaren Bilder und die lebhafte Art von Markus über seine Touren zu berichten, ließen einen ja fast schon selber dabei sein!
Text: Volker Libuda – Bilder: Katrin Fischer