RG Niedersachsen: Grünzeug

„Grünzeug im Aquarium – nützlich, oder kann das weg?“
Referent: Günter Oberjatzas

Immerhin: Wir waren wieder einmal zweistellig an Zuhörern, und das, wo doch die ganzen Wels-Spezis alle in ihren dunklen Höhlenbecken gar keine Pflanzen haben. Ist das so?

Nein, ist es nicht. Jeder hat Pflanzen. Sei es ein buntes Salmlerbecken im Wohnzimmer, sei es der obligatorische Klumpen Javamoos zum ablaichen oder das Hornkraut zur Nitratreduktion, sei es Eichen- oder Seemandellaub, um die Wasserwerte zu verbessern. Ältere von uns haben auch noch ein, zwei Bücher von Christel Kasselmann im Schrank, die deutschsprachige Autorität, was Wasserpflanzen angeht.

Was gibt’s zu sagen? Gibt’s was zu sagen? Was ist neu? Mit Günter Oberjatzas haben wir einen Referenten, der nicht nur hohes Fachwissen und unglaubliche eigene Erfahrung hat, sondern jemanden, der dieses vermitteln kann. Und sich nicht im klein-klein verliert (was er im Arbeitskreis Wasserpflanzen sicher auch könnte und auf eine gewisse Art auch tut), sondern der sein interessiertes Publikum mitnimmt und einbezieht.

Wie gesagt: Auch Seemandelblätter oder Eichenlaub sind pflanzlich, und das tun wir oft ins Becken. Und das, wo doch viele Biotope, gerade die der so beliebten Harnischwelse oft gar keine Pflanzen anzeigen. Ganz sicher gibt es keine im natürlichen Biotop des blinden Höhlensalmlers. Und gerade der entpuppt sich als rabiater Pflanzenfresser. Nun, in der Natur kann er nicht wählerisch sein und muss nehmen, was kommt. Und da haben wir im Hobby so einige mit vegetarischen Vorlieben beim Futter. Aber nicht nur dafür sind Pflanzen gut.

Schauen wir uns mal Salmler-Biotope in der Natur an und vergleichen die mit einem „schönen“ Wohnzimmerbecken. Letztere sollen uns gefallen. Aber: Es muss den Tieren gefallen!
Wie sieht es denn in der Natur aus? Pflanzen sind Überwasser oder an der Oberfläche, bieten aber Deckung, auch Nahrung (direkt oder indirekt, z. B. über Insekten, die sich an ihnen aufhalten). Vielen Fischen, gerade bei den Salmlern dienen sie als Laichsubstrat. Wenn wir also Pflanzen in unser Aquarium tun möchten, dann gilt es zuerst, die Bedürfnisse der Fische zu beachten, dann die der Pflanzen. Und ab dann haben wir freie Bahn. Manches geht, manches nicht, manches nur mit hohem Aufwand. Auf Details wie Licht, Dünger, CO2 wird nun gar nicht eingegangen, das ist dann was für den Anwendungsfall, wir sind beim Großen und Ganzen. Und nicht vergessen: Es gibt kaum „echte“ Wasserpflanzen, viele sind sumpfig unterwegs und werden nur dann und wann überspült. Günter zeigt ein schönes Beispiel von einer Thailand Reise: „Ich konnte gar keine Cryptocorynen finden.“ Zeigt ein Foto von einem kleinen Bachgeriesel im Urwald. Kommentar: „Doch. Alles voll. Die stehen nur alle im trockenem am Ufer und warten auf die nächste Regenzeit.“ Betretenes Schweigen der interessierten BSSWler.

Was brauchen denn Pflanzen im Aquarium? Und wie erreichen wir das? Halten wir heute kurz:
Temperatur, je nach dem, gibt da oft eine gewisse Spanne. Licht. Muss man auch nicht zaubern bei den üblichen Aquarienpflanzen. Karbonathärte kommt man in den meisten Fällen mit 3-6° gut hin, pH-Wert so 6,0 – 7,5 für die meisten. Und, oft überbewertet: Dünger. Kommt in einem gut mit Fischen besetztem Becken allein durch das Futter hinein, vielleicht ein bisschen Eisen, was nicht sofort oxidiert. Ggf. passender Bodengrund.

Wenn wir hier von Pflanzen als wirkliche Deko sprechen, kann es schnell recht teuer werden, und Pflege fällt auch an. Dafür spricht es uns an: Es gefällt im besten Fall, erfreut uns und die Fische. Nicht vergessen dürfen wir nun, dass sie Teil des Biosystems sind. Sie bieten Deckung und Laichsubstrat, produzieren Sauerstoff, sammeln überschüssige Nährstoffe bis hin zu Schadstoffen und wirken folglich als Biofilter. Und sie geben uns noch etwas, außer der schwer zu fassenden „Zufriedenheit“. Vieles lässt sich beobachten und noch mehr ist tatsächlich unerforscht im Bereich der Wasserpflanzen. Gerne kann mit den Naturstandorten vergleichen werden, oft kann man dort auch nützliches für zuhause ablesen.

Was nützt es den Fischen? Das haben wir schon hinsichtlich Wasserpflege und günstigen Wasserwerten angesprochen. Neben der Nutzung zur Eiablage für die Fische bieten Pflanzen auch Versteckmöglichkeiten für die Jungtiere und mit Mikrofutter eine sehr wichtige Nahrungsgrundlage. Generell kann man schon bei gutem Pflanzenwuchs quasi von einer Prophylaxe sprechen, die viel Ungemach vermeiden hilft.

Bei den Pflanzentypen bitte nicht die Algen unterschlagen! Auch sie gehören dazu, mal gerne, oft weniger gerne im Becken gesehen. Gerade für viele BSSW-Fische bieten sich Moose an. Für einen schnellen, dichten Bewuchs bieten sich Vallisnerien, Sagittarien, Ludwigien oder Myriophyllum an.

Zusammenfassend lässt sich folgende Frage stellen: Nehme ich Pflanzen in ihrer Funktion wahr und welche ist das? Stelle ich mir diese Frage und möchte ich mich näher mit ihnen beschäftigen gibt es einen ersten Anlaufpunkt: www.arbeitskreis-wasserpflanzen.de

Text: Volker Libuda, Extertal
Bilder: Günter Oberjatzas, Barsinghausen