RG Nordbayern: Mata Atlántica

15 begeisterte Mitglieder trafen sich im Februar zum monatlichen Fachsimpeln der RG Nordbayern in unserem „neuen Zuhause“ – „Auf der Tulpe“. Die erste Anreise war für einige leider problematisch, dafür entschädigten Qualität und Quantität der Verpflegung für einiges. Doch nicht nur das leibliche Wohl war ja der Anlass zum Treffen. Erik SCHILLER, ehemalige Koordinator Welse und jetziger Bundessekretär des Österreichischen Verband für Vivaristik und Ökologie (ÖVVÖ) gab sich die Ehre und berichtete über Erhaltungszuchtprojekte – neudeutsch: „Conservation Projects“

FÜRTH – Erhaltungszuchtprojekte sind keine Neuheit im Hobby der Aquaristik. Auch wir, die IG BSSW, haben bereits solche Projekte auf den Weg gebracht. Das passende Stichwort in diesem Fall lautet „L-Welse“. Zumeist sind diese Projekte aber nicht von Dauer und oft lässt auch der Erfolg zu wünschen übrig. Vermutlich liegen die Gründe zumeist darin, dass die Erhaltungszucht natürlich nur an seltenen und somit oft hochpreisigen Arten (Zu oft spielen dabei monetäre Überlegungen eine Rolle.) versucht wird. In der Regel zielen Erhaltungszuchtprojekte auch auf die eher als schön betrachteten und oft auch als leichter zu haltenden Arten ab. Ein anderes Problem stellt wohl meistens die Artenvielzahl dar. Zu viele Arten in einem Projekt sogen schnell dafür, dass man den Überblick verliert und eine sinnvolle Eingrenzung ist schwer.

Mit dem Wissen dieser Probleme geht nun der ÖVVÖ, angeführt von Erik SCHILLER, einen neuen Weg der Erhaltungszuchtprojekte: Conservation Projects. Hier sind die Ziele die gleichen und in allem Projekten stets bekannten. Wie der Name ja auch schon sagt, geht es um Arterhaltung durch gezielte Vermehrung. Der Unterschied zu bisherigen Programmen ist nun der Weg, die Überwachung, der Anspruch und letztlich trotzdem irgendwie auch das Ziel.

Der Weg
Jedes Projekt beginnt mit seiner Erstellung. So auch die Zuchtprojekte des ÖVVÖ. Die Projekte werden jedoch anders als bisher gewohnt eingeteilt. Es werden Projekte räumlich begrenzt. Im Beispiel Eriks und der Scleromystax begrenzt sich das Projekt auf die Region der „Mata Atlántica„. So kann die Anzahl der Arten im Projekt gut eingegrenzt werden. Dann beginnt der lange Weg des Zuchtprojekts mit der Schaffung der Rahmenbedingungen. Diese sind in erster Linie finanzielle Mittel, die meist durch Spenden beschafft werden. Es gibt aber auch Partner- oder Patenschaften von großen Institutionen, wie Zoologischen, um Tiere für das Projekt beschaffen zu können. Neben den Finanzen bedraf es aber natürlich auch noch Quellen für die dann ja auch immer seltenen und entsprechend schwer zu bekommenden Arten. Ist diese dann sichergestellt, werden die Züchter für das Projekt gewählt. Dabei wird sehr viel Augenmerk auf die Erfahrung der Züchter mit den Projekttieren gelegt. Die Züchter bekommen dann die Tiere – unentgeldlich. Dafür unterwerfen sich die Züchter einigen Richtlinien.

Die Überwachung
Die Überwachung des Projekts startet mit der Auswahl der Züchter. Hier wird besonders darauf geachtet, dass der Züchter ideelle Werte verfolgt und nicht monetäre. Dazu greifen natürlich die gerade genannten Richtlinien, welche u.a. den Erfahrungsaustausch und eine regelmäßige Berichterstattung beinhalten. Ebenso wird ein Zuchtbuch geführt. Die Aktivität des Projektleiters, der den Kontakt und den Informationsfluss seiner Züchter pflegt ist dabei zwar auch ein Kontrollorgan, aber viel wertvoller in Sinne der Kommunikation. Als weitere Richtlinie möchte ich noch die Berichte nennen, die jedes Projektmitglied anfertigt.

Das Ziel
Die Ziele sind ganz klar die Arterhaltung und nicht Kommerz. So werden Nachzuchten im Projekt behalten und unter den Züchtern weitergegeben. Erst, wenn ein stabiler Stamm vorhanden ist, wird die Gruppe der Züchter einer Art vergrößert. So wird die Stabilisierung der Population der jeweiligen Art in der Aquaristik gewährleistet. Erst wenn dieses Ziel erreicht ist, geht man dann an das höchste aller (Fern-) Ziele: die Auswilderung.

All dies stellte uns Erik anhand „seines“ Babies, dem Projekt „Mata Atlántica„, in dem es um die Erhaltung von Scleromystax-Arten geht, vor. Er schilderte alles so detailliert, das sogar ich in der Lage war mir genug Informationen für diesen Text zu merken und dass es wirklich keinen Anwesenden gab, der nicht restlos von Sinn und Zweck des Projekts überzeugt wurde. Sogar eine spontane Geldspende brachte der Vortrag dem Projekt ein.

Es bleibt noch zu erwähnen, dass der ÖVVÖ ob der geschaffenen Strukturen der „Conservation Projects“ nicht müde wird neue Projekte ins Leben zu rufen. Bisher gibt es bereits auch ein Projekt zu mexikanischen Hochlandkärpflingen. Das „Mesa Central“ ist dabei bereits so erfolgreich, dass einige Arten inzwischen als im Hobby gesichert betrachtet werden können. Auch eine Auswilderung ist bereits nicht mehr im Bereich des undenkbaren. Und, wie Erik durchblicken ließ, wird es wohl bald auch ein ganz neues Projekt unter deutscher Federführung zu BSSW relevanten Fischen, den Welsen, geben.

Wir, die RG Nordbayern, sind alle sehr gespannt und freuen uns über gute Nachrichten und gute Ideen im Hobby. Hoffentlich finden die Projekte viele Unterstützer und noch wichtiger: Hoffentlich sind die Züchter in den Projekten so erfolgreich, dass bald wieder viel mehr Aquarianer Freude an den Pfleglingen haben können und wir so einige weitere Arten im Hobby stabil etablieren können.

Danke Erik!

Bilder: Hannes DOPPERMANN

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