Anlässlich des Frühjahrstreffens am 19. April der IG BSSW RG-Südbayern hielt Thomas LITZ einen Vortrag über die Salmler aus Uruguay und deren Haltung und Zucht.
Obwohl der Titel des Vortrages – BSSW-gerecht – die Salmler waren, ging es in dem Vortrag auch um die Biotope in Uruguay, die Thomas selbst mehrfach besucht hat, und um die Bedingungen unter welchen die Fische dort leben.
Thomas’ Interesse an Fischen aus dem südlichen Südamerika wurde nicht von BSSW-Fischen, sondern von Cynolebias (heute meist Austrolebias) geweckt. Nach der Gründung der AG Cynolebias in der DKG machten sich 1994 mehrere Enthusiasten zum ersten Mal auf den Weg nach Südamerika, um sich die Fische und ihre Lebensräume vor Ort zu besuchen und anzuschauen.
Hinsichtlich Biodiversität ist Uruguay ein sehr interessantes Land, weil es dort mehrere Flußsysteme gibt, die über Wasserscheiden getrennt sind und somit nicht miteinander in Kontakt stehen. Auch klimatisch gibt es große Unterschiede im Land. Je weiter nördlich, desto wärmer ist es und auch die Küsten sind milder, im Inland weiter südlich kann es jedoch auch sehr kalt werden. Thomas berichtete von einer mehrwöchigen Periode mit starkem Frost, bei der im Süden sogar Wasserleitungen eingefroren sind. Aufgrund des Fehlens von Gebirgen kann es umgekehrt jedoch im Sommer sehr heiß werden, weil die tropische Luft hier von Norden kommend ungehindert nach Uruguay strömen kann. Typisch sind daher auch starke Temperaturschwankungen innerhalb kürzester Zeit.
Landschaftlich ist Uruguay durch Gras- und Weideland geprägt. Tropischen Regenwald mit typischem Schwarzwasser sucht man hier vergeblich. Der Untergrund ist jedoch meist von Urgestein geprägt, so daß die Gewässer im Inland eher weiches Wasser haben.
Thomas stellte dann einige Fischarten vor. Nach den eierlegenden Zahnkarpfen und ihren meist periodischen Lebensräumen, ging es dann zunächst um die Salmler. Hier stellte Thomas mehrere Arten vor, die in der Aquaristik weitgehend unbekannt sind. Darunter Arten, die gerade bei der Balz und Vermehrung doch sehr spannend sind, u. a. mit interner Befruchtung (Mimagoniates inequalis). Auch ein paar Welse stellte Thomas vor, darunter sehr schön gezeichnete Arten aus der Familie der Schmerlenwelse (Trichomycteridae), eine Fischfamilie mit sehr schönen Welsen, die jedoch in der Aquaristik bisher nicht allzu verbreitet ist. Da könnte selbst der Spartenleiter Schmerlen einmal schwach werden.
Im zweiten Teil des Vortrags ging es dann um die Aquarienanlage, um die Thomas augenzwinkernd sein Haus gebaut hat. Aus der Beschreibung der Biotope in Uruguay lässt sich schon ableiten, daß Fische aus diesem Gebiet bei ganzjährig thermostatgesteuerten 25°C eher nicht artgerecht aufgehoben sind. Thomas hat daher seinen Fischkeller mit einem Lichthof kombiniert, in dem er die Fische im Sommer in großen Plastikkübeln draussen halten kann. Hier ist auch die Nachzucht in veralgten Bottichen sehr einfach, weil sich die notwendigen Infusorien von alleine einstellen, eine mühsame Kultur von Pantoffeltierchen o. ä. kann man sich daher sparen. Erst, wenn es im Herbst sehr kalt wird, werden die Fische dann in den Aquarienkeller gebracht, eine Temperaturanpassung erfolgt dann relativ schonungslos innerhalb weniger Stunden, etwas, das in der Heimat der Fische ebenso auftreten kann. Die Plastikkübel werden dann über den Winter vollständig geleert, um einer Ansiedlung von räuberischen Insekten und deren Larven vorzubeugen. Das Wasser stammt aus einer eigenen Regenwasserzisterne, so daß immer ein Vorrat von mehreren 1000 L weichem Wasser zur Verfügung steht. Als nicht-BSSW Fisch hält Thomas auch den Rundschwanzmakropoden (Macropodus ocellatus) ganzjährig (!) im Freien, so daß der Fisch auch Einfrieren des Bottichs im kühlen Oberschwaben überlebt.
Gefüttert wird mit selbstgezogenen Drosophila und Mikro, sowie im Sommer mit schwarzen Mückenlarven, die in Bottichen mit Brennesselsud angelockt werden. Es können hier im Sommer Hunderte Eischiffchen am Tag geerntet werden.
An dieser Stelle sei Thomas nochmals für den interessanten Vortrag gedankt. Sehr schön wurde wieder einmal deutlich, daß die Standardformel Südamerika = 25°C = Schwarzwasser so nicht stimmt und man sich mit den gepflegten Arten mehr auseinandersetzen muß, um eine artgerechte Pflege zu ermöglichen. In der Natur werden die Tiere viel extremeren Bedingungen und Schwankungen ausgesetzt als in unseren Aquarien. Es hat sich also wieder einmal gelohnt, einen Auftritt des FC Bayern zugunsten eines BSSW Vortrages zu verpassen.
Text: Hans BEIDERBECK
Veranstaltungs-Bilder: Josef LOCHNER – Fisch-Bilder: Thomas LITZ