„Wenn Du sie ein paar Jahre früher gefunden hättest…“ Pethia padamya (Kullander & Britz, 2008) im Lebensraum und im Aquarium

Text und Fotos von Dr. Rainer Hoyer, Leipzig erhalten am 17.09.2012

Abstract

The Odessa barb has appeared for the first time in 1971 on a market in the City of Odessa. Soviet aquarists bred this fish and so it came to eastern Berlin via Moskow. For a long time there was no information about the origin of these fishes. In 2003 Britz collected this species in Myanmar and with these specimens Kullander & Britz described the species as Puntius padamya. Meanwhile it belongs to the new established genus Pethia Pethiyagoda, Meegaskumbura & Maduwage, 2012. Hoyer could observe these fishes during a trip to Myanmar in 2011 in a dammed creek near Hsipaw. The water was very slow moving and the water temperature was 76.5 °F (pH value 7.4). P. padamya is a very fast moving fish that is difficult to catch..
 

„… wärst Du der Wiederentdecker der Odessabarbe gewesen.“ meinte Dirk Stojek, als er nach meiner Myanmar-Reise im Jahr 2011 die Tiere in meinem Aquarium sah. Tatsächlich hatte ich noch nicht realisiert, dass es sich um diese Art handelte.

Die Odessa-Barbe hat eine lange Geschichte. In der Schwarzmeerstadt Odessa war sie 1971 ohne Information über ihre Herkunft auf dem Markt verkauft (Dazkewitsch 1973) und von sowjetischen Aquarianern nachgezogen worden. Über Moskau gelangte sie dann nach Ostberlin. Der erste Bericht über die Zucht der Tiere in der DDR stammt von Müller (1975). Im gleichen Jahr stellte Dazkewitsch (1975) eine Schleierform vor. Die Zuordnung der Odessabarbe blieb lange umstritten. Zumeist wurde sie als Form von Pethia (früher Barbus) ticto angesehen (Stallknecht 1973), aber auch eine Verwandtschaft zur Sonnenfleckbarbe Pethia stolizckana, der Ceylon-Barbe Pethia cumingii oder der Prachtbarbe Pethia conchonius wurde vermutet.

An Hand von 2003 durch Britz gesammelten Tieren beschrieben schließlich Kullander & Britz (2008) diese Art als Puntius padamya. Heute werden sie der Gattung Pethia Pethiyagoda, Meegaskumbura & Maduwage, 2012 zugeordnet..
 

Abb. 01: Der Bach war angestaut … Abb. 01: Der Bach war angestaut …
 

Abb. 02: … und floss recht rasch ab. Abb. 02: … und floss recht rasch ab.
 

Erstmalig waren wir mit den Tieren in einem Gewässer nördlich von Hsipaw in Berührung gekommen. Unser stets zuverlässiger Fahrer Than TUN hatte irgendwann unmissverständlich mitgeteilt, dass er so ziellos nicht mehr weiterfahren wolle. Wir waren auf der Suche nach interessanten Gewässern und die sollten natürlich – Dr. Jörg Bohlen gehörte zu den Mitreisenden – unbedingt Schmerlen enthalten. Wir waren auf dieser Tour bereits fündig geworden, aber umso weiter wir in die Berge fuhren, umso rarer wurden Bäche. Allerdings kamen wir einige Kilometer vorher an einem aufgestauten Bach vorbei hatten aber dort nicht angehalten. Nun blieb uns nichts anderes übrig, als auf dem Rückweg gerade mit diesem Bach vorliebzunehmen (Abb. 1 und 2). Der Bachgrund war sandig-lehmig. Im aufgestauten Kolk bei bis zu einem Meter Tiefe floss das Wasser kaum merklich, im abfließenden flachen Teil dann recht kräftig. Es gab einige Unterwasserpflanzen, die auch über Wasser weiter wuchsen..
 

Datum:
Uhrzeit
13.11.2011
13:10 Uhr
Ort:  
GPS-Informationen: 22o 47´ 00,01´´ N
97o 21´ 58,59´´ O
pH: 7,4
Leitfähigkeit: 530 µS/cm
GH: 16,0 °dH
KH: 12,0 °dH
Wassertemperatur: 24,7 °C
Lufttemperatur 21,3 °C

 

Der Zweck der Aufstauung hatte sich uns nicht erschlossen, war aber für das Fangen von Fischen durchaus hilfreich. Die Laune Than Tun´s hatte sich inzwischen auch wieder gebessert, nachdem er sich den Schönen der nächsten Ansiedlung präsentieren konnte (Abb. 3). Als erster Fisch ging uns ein Tor sp. (Abb. 4) ins Netz. Auch Danio shanensis (Abb. 5) war unter den Fängen. In der Krautschicht des Gewässers (Abb. 6) konnten wir Channa gachua (Abb. 7) erbeuten..
 
Abb. 03: Than Tun und die Schönen des Dorfes Abb. 03: Than Tun und die Schönen des Dorfes
 

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Abb. 04: Tor sp. war häufig unter den Fängen. Abb. 04: Tor sp. war häufig unter den Fängen.
 
Abb. 05: Gelegentlich war auch Danio shanensis dabei. Abb. 05: Gelegentlich war auch Danio shanensis dabei.
 
Abb. 06: In der Krautschicht … Abb. 06: In der Krautschicht …
 
Abb. 07: … fingen wir Channa gachua. Abb. 07: … fingen wir Channa gachua.
 
Ein sehr flinker Fisch, der im lockeren Trupp in dem aufgestauten Teil des Wassers schwamm, widersetzte sich hartnäckig unseren Bemühungen. Unter den kritischen Blicken der Einheimischen (Abb. 8) gelang es uns schließlich doch, einige Tiere zu fangen (Abb. 9). Da keiner von uns sich intensiver mit Barben beschäftigt hatte, konnten wir sie nicht zuordnen. Wir fanden sie eben nur recht hübsch. Also nahm ich einige mit, wohl wissend, dass die vor uns liegende weitere Reise an die Hälterung einige Ansprüche stellen würde.
 
Abb. 08: Ob hier alles mit rechten Dingen zugeht? Abb. 08: Ob hier alles mit rechten Dingen zugeht?
 
Abb. 09: Die erste Pethia padamya Abb. 09: Die erste Pethia padamya
 

Than Tun war dann vollständig mit sich und der Welt im Reinen, als es in Panglong (Abb. 10) Lunch gab. Das hatte er wohl am meisten vermisst. Mir war dieser weniger bekommen, denn die nächsten Tage hatte ich mit einem kräftigen Durchfall zu kämpfen.

Auch Jörg war am Ende glücklich, denn er konnte am Abend seine erste „Superschmerle“ (Hoyer 2010) fangen (Abb. 11).  

Abb. 10: Endlich Lunch Abb. 10: Endlich Lunch
 
Abb. 11: Jörgs erste „Superschmerle“ Abb. 11: Jörgs erste „Superschmerle“
 

Wir fanden diese Barbe später auch noch in einem stark strömenden Bach auf dem Weg von der Hauptstraße Lashio – Mandalay nordwärts nach Mogok. Zu allem Überfluss stellte ich bei der Durchmusterung der Bilder der Reise von 2009 fest, dass ich neben dieser Hauptstraße nicht weit von Hsipaw bereits damals ein Tier gefangen hatte. Allerdings handelte es sich offensichtlich um ein wenig gefärbtes Weibchen, das anstelle des roten Körperlängsbandes eine schwach gelbes zeigte.

Zwei Tiere erreichten dann auch meine heimischen Aquarien. In einem 85 Liter Becken fanden sie mit Trichogaster sp. aus Myanmar ihre Unterkunft. Bei abwechslungsreicher Fütterung legten sie deutlich an Farbe zu, waren aber untereinander recht zänkisch. Normaler Weise pflegt man Barben dieser Gattung im Trupp von 10 – 15 Tieren. Wie es sich herausstellte, hatte ich zwei Männchen (Abb. 12) erwischt. Im Hälterungsaquarium war ein Fotografieren unmöglich, so dass sie in ein kleineres Fotobecken umquartiert wurden. Allerdings erreichten sie hier nicht annähernd die gleiche intensive Färbung wie im größeren Aquarium. Lediglich kurz nach dem Einsetzen deuteten sie ihre prachtvolle Farbe an (Abb. 13).
 

Abb. 12: P. padamya verliert im Fotobecken seine Farbe. Abb. 12: P. padamya verliert im Fotobecken seine Farbe.
 
Abb. 13: Lediglich am Anfang ist sie noch etwas farbig. Abb. 13: Lediglich am Anfang ist sie noch etwas farbig.A
 
Eines Tages sagte mir meine Frau, sie habe einen roten Fisch vom Boden aufgelesen und in das Aquarium zurückgesetzt. Es war eine der beiden P. padamya, der in der Folge nicht zu retten war. Ich hatte wieder einmal die Deckscheibe nicht ordentlich aufgelegt. Hatten sich die beiden Barben bis dahin miteinander beschäftigt, wurde es der verbliebenen nun wohl langweilig und sie begann, andere Fische zu belästigen. Ich beschloss, sie zukünftig in „Einzelhaft“ zu setzen.

Zur Zucht kann ich nichts sagen. Sicher hätte ich aus dem Zoofachhandel einige Tiere zukaufen können. Eine Vermehrung war aber nicht meine Absicht. In der Literatur wird die Zucht allgemein als sehr einfach beschrieben.

Literatur:

Dazkewitsch, W. (1973): Eine schöne neue Barbe kam von Moskau nach Berlin. Aquarien Terrarien, 20(3): 75.
 
Dazkewitsch, W. (1975): Eine schöne neue Zuchtform, die Odessa-Schleierbarbe. Aquarien Terrarien, 22(7): 252.
 
Hoyer, R. (2010): Schmerlen in Myanmar, ergänzende Bemerkungen. BSSW Report, 22(3): 7-22.
 
Kullander, S. O. & R. Britz (2008): Puntius padamya, a new species of Cyprinid Fish from Myanmar (Teleostei: Cyprinidae). Electronic Journal of Ichthyology, October, 2: 56-66.
 
Müller, H. (1975): Ablaichverhalten der Feuerbarbe, Barbus ticto subspec.. Aquarien Terrarien, 22(4): 127.
 
Stallknecht, H. (1973): Die Odessa-Barbe gehört zum Barbus ticto-Formenkreis. Aquarien Terrarien, 22(11): 366-369.

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