Gruppe Barben

von Stefan Pahl, Neuenhagen – überarbeitet von Matthias Pfahler, Mannheim & Christian Braun, Fürth
Sumatrabarben (Puntius sp. aff. tetrazona)

Sumatrabarben (Puntius sp. aff. tetrazona)

Die Sparte „Barben“ steht im Grunde für die gesamte Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Die Fische die wir in der Aquaristik als „Barben“ ansprechen, finden sich in der Unterfamilie der Karpfenartigen. Gemeinsam mit den Welsen, Salmlern, Sandfischartigen und Neuwelt Messerfischen gehören sie zu den Ostariophysi einer Gruppe der echte Knochenfische. Viele „Barben“ finden sich in den Gattungen Barbus und Pontius der Unterfamilie Barbinae. Weitere aquaristisch relevante Unterfamilien wären die der Bärblinge (Rasborinae) der Danios (Danioninae).

Eine Gruppe von jungen Prachtglanzbarben (Puntius arulius)

Gruppe junger Prachtglanzbarben (Puntius arulius)

Auch einige unserer einheimischen Weißfische, wie Blei (Abramis brama), Plötze (Rutilus rutilus) oder Moderlieschen (Leucaspius delineatus) sind Karpfenfische und finden sich in der Unterfamilie der Weißfische (Leuciscinae).

Charakteristika und Verhaltensweisen

Karpfenfische kommen, mit Ausnahme von Südamerika, Australien, Madagaskar und Neuseeland, in vielen Teilen der Erde vor und leben fast ausschließlich im Süßwasser. Es finden sich sehr kleine Karpfenfischarten, wie die nur etwa 8 mm „groß“ werdende Paedocypris progenetica, die erst im Jahre 1996 entdeckt wurde. Wir kennen aber auch Arten mit Längen von bis zu 2,5 m (Barbus tor).

Moderlieschen (Leucaspius delineatus)

Moderlieschen (Leucaspius delineatus)

Zu den charakteristischen Merkmalen der Karpfenfische zählen:

  • eine „typische“ Fischgestalt
  • fehlende Fettflosse
  • Barteln können fehlen – wenn vorhanden, dann max. zwei Paar (Ausnahme: Gobiobotia)
  • Kopf schuppenlos, Körper mit Rundschuppen bedeckt (Ausnahme: Sawbwa)
  • Maulpartie i.d.R. weit vorstreckbar (z.B. Rüsselmaul Karpfen)
  • geringe Anzahl von Zähnen (in bis zu zwei Reihen auf den unteren Schlundknochen)
  • hornartigen Malplatte an der Basis der Schlundknochen

Nicht alle Karpfenfische sind ausgesprochene Schwertfische. In dieser riesigen Fischgruppe ist alles möglich. In der Regel laichen Karpfenfische im freien Wasser ab bzw. setzen ihre Eier zwischen Pflanzen und Wurzeln ab. Da sie sich größtenteils nicht um ihren Laich kümmern, ist die Zahl der abgesetzten Eier oft beträchtlich, um so genug Larven bzw. Jungfischen ein überleben zu ermöglichen.

Ein Pärchen Bitterlinge (Rhodeus amarus) beim Ablaichen

Ein Pärchen Bitterlinge (Rhodeus amarus) beim Ablaichen

Eine der Ausnahmen ist der heimische Bitterling (Rhodeus amarus). Er betreibt indirekt Brutpflege, denn er legt seine Eier in die Kiemenöffnung von Muscheln. So entwickeln sich Eier und Larven im Schutz der Muschel und sind vor Fressfeinden sicher. Auch beim einheimischen Moderlieschen (Leucaspius delineatus) wird der nächsten Generation Schutz zu Teil. Die Gelege, welche an zuvor gesäuberte Pflanzenstängel geheftet werden, werden vom Männchen, durch Anstoßen der Pflanzenstängel und durch Flossenbewegungen, mit Frischwasser versorgt.

Haltung

Historisch gesehen spielen Karpfenfische eine nicht unbedeutende Rolle für die Aquaristik. So waren beispielsweise Goldfische (Carassius auratus) etwa um 1610 erstmals aus Ihrer Chinesischen Heimat nach Europa gelangt (Frey; 1973), aber erst nachdem im Jahre 1728, in Holland, ihre Nachzucht gelang, wurden die Tiere in Europa allgemein bekannter (Sterba; 1990). Subtropische Karpfenfische, wie die Prachtbarbe (Puntius conchonius), gehören zu den ältesten eingeführten Zierfischen. Sie wurde im Jahre 1903 nach Europa gebracht (Ladiges; 1962).

Puntius reval

Puntius reval

Im Aquarium sind Karpfenfische oft Allesfresser, die sich von verschiedenen Würmern, Insektenlarven, Schnecken, aber auch Algen und Pflanzenteilen, ernähren. Viele schätzen sauerstoffreiches sauberes Wasser mit leichter Strömung. Generell sollte sich der Pfleger, hinsichtlich der Wasserwerte, genau informieren, da durch die weite Verbreitung und die Spezialsierung auf verschiedene Habitate bei so mancher Art eine hohe Anpassung stattgefunden hat. Um dem Bewegungsdrang vieler Barben und Bärblinge entgegen zu kommen, sollte ein Aquarium mit ausreichend Schwimmraum eingerichtet werden. Dabei sollte der Bodengrund so beschaffen sein, dass die Fische darin gründeln können, denn viele Barben benötigen die im Mulm lebenden Mikroorganismen zur Unterstützung ihrer Verdauung. Bewährt hat sich hier die Verwendung von feinem Sand und auch die Schaffung einer Mulm Ecke.

Unter den Karpfenfischen sind besonders die Barben, Bärblinge, Danios und Rasboren geeignete Aquarienfische, denn sie sind farblich oft recht auffallend und auch die Endgröße vieler Arten bewegt sich meist im Bereich von 2-10 cm. Es empfiehlt sich, mindestens 10 Tiere einer Art zu halten, damit sich die Fische untereinander abreagieren bzw. miteinander beschäftigen können. Dies gilt insbesondere für die als „zänkisch“ geltenden Sumatrabarben (Puntius spec. aff. tetrazona). In einer größeren Gruppe gehalten, beschäftigen diese sich dann mehr untereinander als mit anderen Beckenbewohnern.

Beschaffung

Männchen der Sonnenfleckbarbe (Puntius stoliczkanus)

Männchen der Sonnenfleckbarbe (Puntius stoliczkanus)

„Barben und Bärblinge“ gehören seit Jahrzehnten zum Standardsortiment des Zoohandels. Der Bedarf wird fast ausschließlich über Nachzuchten, die zumeist aus Asien oder Tschechien stammen, gedeckt. Leider fällt es mitunter auf, das die angebotenen Tiere, in puncto Färbung und Ernährungszustand, nicht immer unseren Vorstellungen entsprechen. Die Tiere müssen in den Zuchtbetrieben in kurzer Zeit heranwachsen, was oft zu Defiziten führt. Hier ist man gut beraten, wenn man gezielt nach guten Tieren sucht oder besser Liebhabernachzuchten, hier in der IG oder auf der Liebhaberbörse beim Verein um die Ecke, ersteht. Einen sehr lesenswerten Beitrag zum Thema ‚Von „schlechten Eltern“ gute Jungfische?‘ gibt es übrigens von Helmut STALLKNECHT (DATZ 45 (1), S. 17-19, 1992).

Alle Bilder © Stefan Pahl.

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… Artikel und Literatur zu Barben.

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