Erfolgreiche Nachzucht von Baryancistrus xanthellus

Auf den 1. Internationalen L-Wels-Tagen 2009 berichtete Johannes LEUENBERGER erstmals über die gelungene Vermehrung der allseits beliebten „Goldsaumwelse“. In den Folgejahren versuchten sich wieder und wieder Aquarianer an der Nachzucht, meist jedoch erfolglos. Bis 2021 die Bellenz Fish Farm einen erneuten Erfolg vermelden konnte. Die Bellenz Fish Farm ist für herausragende Vermehrungserfolge (Scobinancistrus aureatus, L 368, Pseudacanthicus spp., etc.) bekannt und hat auf zahlreichen Veranstaltungen der IG BSSW bereits darüber referiert.

Nur wenige andere Harnischwelse sind so beliebt wie die sogenannten „Golden Nuggets“, Baryancistrus xanthellus. Vor beinahe zehn Jahren wurden die drei Formen L 18, L 85 und L 177 als Baryancistrus xanthellus beschrieben (Lúcia RAPP PY-DANIEL, Jansen ZUANON & Renildo RIBEIRO DE OLIVEIRA, 2011) die Vermehrung ist aber weiterhin ein seltener Glücksfall. Leider treffen diese wunderschönen Tiere in unseren Aquarien eher selten auf Bedingungen, die ich als artgerecht ansehe. Das hängt in erster Linie mit der meist zu niedrigeren Wassertemperatur und den Ernährungsansprüchen der Fische zusammen. Um es vorwegzunehmen – mit ihren Ansprüchen sind diese Welse schlechte Kandidaten für ein Gesellschaftsbecken.

Kopfansicht M

Meine ersten beiden L 18 erwarb ich 2007 für ein frisch eingerichtetes 240-Liter-Aquarium. Wie leider bei vielen Anfängern üblich, informierte ich mich vor dem Erwerb nicht ausreichend über die Ansprüche der Tiere. Total begeistert von den prächtigen Welsen, ließ ich mich dennoch zum Kauf hinreißen und steckte die beiden in jenes Gesellschaftsbecken mit einer Temperatur von 24 °C. Was aus heutiger Sicht absehbar war, nahm ich damals als unerklärlichen Verlust wahr. Beide Tiere verendeten schon nach einigen Monaten. Dieses Schicksal erleiden leider viele ihrer Artgenossen, oder zumindest quittieren sie unzureichende Haltungsbedingungen mit minimaler Längenzunahme, wenn nicht gar völliger Wachstumsstagnation. Somit erreichen die wenigsten Tiere eine akzeptable Endgröße, und damit einhergehend, die für eine Fortpflanzung erforderliche Kondition.

Kopfansicht W

Für eine erfolgreiche Pflege dieser Harnischwelse sind drei Faktoren sehr wichtig. Um dem an hohe Wassertemperaturen angepassten Stoffwechsel dieser Fische gerecht zu werden, muss die Temperatur natürlich auch im Aquarium entsprechend hoch eingestellt werden. Ich erachte 28 °C als absolutes Minimum für die dauerhafte Pflege. Ideal sind wohl Werte zwischen 30 und 32 °C, aber auch 34 °C werden akzeptiert, doch sollten sie kein Dauerzustand sein. Als Konsequenz daraus ist unbedingt auf eine möglichst hohe Sauerstoffsättigung des Wassers zu achten. Dabei sollten aus Sicherheitsgründen gleich mehrere „Sauerstoffquellen“ zum Einsatz kommen.

Zweiter Pfeiler einer erfolgreichen Pflege ist die Ernährung. Wie LEUENBERGER (2009) schon ausdrücklich darlegte, sind die Baryancistrus-Arten Aufwuchsfresser, die über einen kleinen Magen, aber einen umso längeren Darm verfügen. Das hat einen hohen Nahrungsdurchsatz zur Folge, was wiederum bedeutet, dass man die Tiere so oft wie möglich füttern sollte, aber mit kleineren Portionen. Außerdem sind Baryancistrus vorwiegend Vegetarier, weshalb tierische Nahrung verhältnismäßig wenig, aber dennoch ausreichend, angeboten werden sollte. Bewährt haben sich bei mir verschiedene Trockenfutterpräparate aus dem Fachhandel mit Spirulina- und pflanzliche Welstabs mit Holzanteilen. Seltener biete ich normale Futterflocken an, und etwa einmal pro Woche verabreiche ich Tiefkühlkost, jedoch in relativ geringen Mengen und meist in Kombination mit pflanzlichem Futter. Selbstverständlich ist frisches, am besten überbrühtes Gemüse nie verkehrt und wird meist auch sehr gut angenommen.

Der dritte Punkt sind eine sehr gute Filterung sowie regelmäßige, umfangreiche Wasserwechsel, um der durch die häufige Fütterung entstehenden Abbauprodukte Herr zu werden, stammen die Fische doch aus Habitaten mit sehr geringer Wasserbelastung. Selbstverständlich sollten diese Harnischwelse, wie praktisch alle anderen in der Aquaristik verbreiteten Loricariiden, in eher weichem Wasser gehalten werden.

Zuchtbecken

Im Lauf der Zeit sammelten sich in meiner Wohnung mehrere Aquarien, und das L-Wels-Fieber hatte mich längst infiziert. Leider verfügte ich über keine ausreichend große Becken, um den Golden Nuggets eine geeignete Unterkunft zu bieten. Aus diesem Grund ignorierte ich die Tiere bei jedem Gang in die Zoohandlung, wohl wissend, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ich meinem Drang doch nachgeben würde. Nach einem Umzug war es dann endlich so weit. Zufällig gehörte zu der neuen Wohnung eine sehr große Waschküche zur Einzelnutzung, die sich hervorragend als Fischkeller eignet. Außer mit 25 eher kleineren Aquarien richtete ich den Raum mit einem Becken der Maße 130 x 70 x 70 Zentimeter, also einem Bruttovolumen von 637 Litern, ein. Dieses Bassin sollte meinen Traum einer Golden-Nugget-Nachzucht erfüllen.

Nachdem das Unterkunftsproblem also gelöst war, begab ich mich auf die Suche nach geeigneten Tieren, am liebsten geschlechtsreifen. Doch das war gar nicht so einfach, da die meisten importierten Exemplare noch sehr klein und jung sind. Zumindest konnte ich keine über zehn Zentimeter langen Fische finden.
Als Glückstreffer erwies sich dann ein Gespräch mit einem befreundeten Züchter, dem ich meinen Wunsch anvertraute. Er brachte mich in Kontakt mit Johannes LEUENBERGER, der die Variante L 177 vor einigen Jahren erfolgreich nachgezogen hatte. Es hieß, er habe noch ein paar Nachzuchten, die er an mich abtreten würde. Als ich die Tiere einige Wochen später, im Februar 2011, sah, traute ich meinen Augen kaum. Es handelte sich um vier Jahre alte, makellose Nachzuchttiere mit einer Länge von geschätzten 16 Zentimetern. Aus einer Gruppe von acht Exemplaren durfte ich mir vier aussuchen. Die Welse zeigten noch keine eindeutigen Geschlechtsunterschiede, weshalb ich einfach je zwei Tiere mit unterschiedlicher Kopfform auswählte. Ich hatte zwar keine Ahnung, welche Physiognomie zu welchem Geschlecht gehörte, aber zumindest sollten Männchen und Weibchen in meiner Gruppe vertreten sein.

Zuchtmännchen

Zuchtweibchen

Zu Hause bezogen die Schönheiten mein neues Aquarium. Gefiltert wird es über einen Hamburger Mattenfilter mit drei normal großen, tschechischen Lufthebern. Zusätzlich hatte ich einen mittelgroßen Außenfilter angeschlossen. Wie über allen meinen Welsbecken war auch hier keine Beleuchtung installiert. Lediglich ein Kellerfenster sorgt für den „lichttechnischen“ Tag-Nacht-Rhythmus. Gefüllt wurde das Bassin mit Leitungswasser, verschnitten mit eher wenig Osmosewasser, sodass sich eine elektrische Leitfähigkeit von etwa 250 μS/cm einstellte. Die Temperatur regelte ich anfangs auf 30 °C. Die Einrichtung bestand, neben dem Sandboden, lediglich aus vielen größeren, ineinander verkeilten Wurzelstücken und ein paar Tonhöhlen in drei verschiedenen Größen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch nicht an einen gezielten Vermehrungsversuch, die Tiere sollten sich erst einmal einleben und wohlfühlen.

Gefüttert wurde zweimal täglich fast ausschließlich mit vegetarischer Kost, hauptsächlich in Form von Trockenfutterpräparaten. Seltener verabreichte ich abgebrühtes Gemüse wie Karotten, Zucchini und Erbsen. Einmal wöchentlich durften die Welse Frostfutter, wie schwarze Mückenlarven, Artemia, Daphnien oder Cyclops genießen. Versuche mit sehr nahrhafter Kost, beispielsweise Diskusgranulat, brach ich rasch ab: Die Tiere zeigten jedes Mal einen sehr dicken Bauch, wenn sie nicht sogar aufgebläht wirkten. Im November 2011 hatte ich den Eindruck, dass die Welse merklich gewachsen und eventuell allmählich für einen Vermehrungsversuch bereit waren. Nach wohl der 50. Lektüre von Leuenbergers Artikel entschied ich mich für ein Verfahren, das auch bei ihm erfolgreich war. Ich begann mit der Imitation einer „Trockenzeit“, in der ich die Temperatur auf 28 °C reduzierte; tiefer sollte man meines Erachtens nicht gehen. Die Wasserwechsel erfolgten etwas spärlicher und nur noch mit temperiertem Leitungswasser. Die Leitfähigkeit stieg dabei langsam auf etwa 340 μS/cm. Auch die Ernährung wurde reduziert, wobei ich nach wie vor zweimal täglich fütterte. Lediglich die Menge wurde angepasst.

Paarungspiel

Nachdem ich diese Kühlphase zwei Monate lang durchgeführt hatte, startete ich den Nachzuchtversuch „offiziell“. Dazu erhöhte ich die Temperatur auf 33 bis 34 °C. Um diesen doch sehr hohen Wert sicher kontrollieren zu können, schaffte ich einen Temperatur-Controller an, der zwei 300-Watt-Heizstäbe steuerte. Absolut unverzichtbar bei solchen hohen Temperaturen ist eine sehr gute Sauerstoffsättigung des Wassers. Dazu installierte ich eine 12.000-Liter-Strömungspumpe aus der Meeresaquaristik, in die ich zur Anreicherung einen Abzweiger meiner Luft-Druckdose fix einführte. Die hohe Strömung, kombiniert mit der Luftzufuhr, bewirkte, dass das Becken schon fast einer kleinen Stromschnelle glich, also jenem Habitattyp, in dem sich L 177 in seinem Ursprungsgewässer, dem Rio Iriri in Brasilien, angeblich bevorzugt aufhält. Fast im direkten Strömungsbereich der Pumpe platzierte ich eine Tonhöhle. Als unterstützende Maßnahme führte ich die nun häufigeren Wasserwechsel hauptsächlich mit Osmosewasser durch, sodass die Leitfähigkeit langsam (!) auf 200 μS/cm fiel. Diese Stimulationsversuche begann ich Ende Januar 2012. Anfangs stellte ich nach diesem Eingriff in die Lebensbedingungen der L 177 kaum Reaktionen fest. Lediglich die Aktivität der Welse nahm merklich zu. Außerdem schienen sie es zu genießen, sich an eine sehr strömungsreiche Stelle zu begeben und einfach dort „herumzusitzen“.

Larven beim Schlupf

Am 13. März 2012 änderte sich die Situation schlagartig: Beim Kontrollgang fiel mir sofort auf, dass in dem Becken irgendetwas anders war. Das machte sich zuerst durch die stark erhöhte Aktivität zweier Tiere bemerkbar. Bei genauerem Hinsehen registrierte ich sehr großes Interesse eines der Tiere, offenbar eines Männchens, an den Höhlen. Das war deshalb erstaunlich, weil die Fische in den über zwölf Monaten, die sie bereits bei mir waren, nicht das geringste Interesse an den Tongebilden gezeigt hatten. Und nun wurden plötzlich zwei verschiedene Höhlen regelmäßig angeschwommen – und in typischer Harnischwels-Manier geputzt!

Nach einiger Zeit erwies sich die Höhle vor dem Strömungspumpen-Auslass als Favorit. Nun gesellte sich ein zweites Tier hinzu, ein Weibchen. Unentwegt versuchte die Gute, zu dem Herrn in die Höhle zu gelangen. Das Spiel dauerte mehrere Stunden, während derer sich Eintrittsversuche und Verfolgungsjagden durch das gesamte Aquarium abwechselten. Mir war sofort klar, dass das der Anfang einer Paarung sein musste, obwohl das Männchen wohl noch nicht bereit war. Am nächsten Tag konnte ich nämlich weder ein Paarungsspiel beobachten noch ein Gelege entdecken. In den folgenden Wochen bemerkte ich keine weiteren „Balztänze“. Lediglich das stetige Verteidigen der Höhle einschließlich der näheren Umgebung durch das Männchen erinnerte an die vergangenen Geschehnisse.

Larve nach dem Schlupf

Fast einen Monat nach dem ersten Paarungsverhalten – inzwischen hatte mein Optimismus etwas nachgelassen – bemerkte ich das Weibchen in der Höhle und das Männchen vor dem Eingang. Das war am 12. April 2012. Da sich die beiden heftig stritten, begann ich, an meiner Geschlechterbestimmung zu zweifeln, und befürchtete, zwei männliche Raufbolde zu besitzen. Als ich die beiden am nächsten Tag jedoch erneut in der Höhle erwischte – was sich im Lauf von drei Tagen ständig wiederholte –, baute sich meine Hoffnung wieder auf. Immer wieder wechselten die Fische zwar die Höhle, taten das aber stets gemeinsam, als Paar! Am Abend des 14. April sah ich dann, dass das Weibchen, anders als an den vorhergehenden Tagen, rückwärts in die Höhle „eingeparkt“ hatte. Mir war klar, was das bedeutete, und so betrat ich am 15. April morgens den Keller schon mit einem stillen Lächeln. Sofort entdeckte ich das Weibchen, das nun eine sehr ausgefranste Schwanzflosse besaß. Zudem machte es irgendwie einen schlanken Eindruck.

11 Tage alte Larve

Aber wo steckte das Männchen? Höhle eins: leer. Höhle zwei: leer. Höhle drei: Ja, da war es und fächelte! Bei einem sehr kurzen Blick in das Innere machte ich ein riesiges Gelege aus, schätzungsweise 100 Eier. Voller Freude dunkelte ich das Aquarium an den Seitenscheiben mit Decken ab, um mögliche Störungen von außen zu vermeiden. Zum Zeitpunkt der Eiablage wies das Wasser folgende Parameter auf. Die digitale Anzeige des Thermocontrollers zeigte 33,8 °C an. Die elektrische Leitfähigkeit lag bei 189 μS/cm, der pH-Wert bei pH 6,4. Außerdem befand sich gerade ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet über der Schweiz; ob es das Verhalten der Welse ebenfalls beeinflusste, vermag ich aber nicht zu beurteilen.

40 Tage alter Jungfisch

Wie bereits angedeutet, hatten die Tiere jene Höhle mit dem Eingang ausgewählt, der direkt zur Strömungspumpe ausgerichtet war, eine Standardhöhle aus braunem Ton mit den Maßen 23 x 8,0 x 5,5 Zentimeter (L x B x H, bezogen auf den Innendurchmesser). Die Welse hatten mittlerweile Gesamtlängen von 19 (Männchen) und 20 Zentimetern (Weibchen) und waren fünf Jahre alt. Einen Tag nach der Eiablage stellte ich enttäuscht fest, dass sich das Männchen nicht mehr in der Höhle befand. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich im ganzen Becken verteilt sehr viele, offenbar unbefruchtete Eier. Sofort sammelte ich sämtliche Eier ab, die ich finden konnte; so rettete ich noch rund 30 Stück, die einen gesunden Eindruck machten. Da ich keinen Inkubator besaß, überführte ich den Laich in ein Artemia-Sieb, das ich in eine „Easy-Breeding-Box“, ein Aufzuchtgefäß zum Aufhängen an der Außenseite des Aquariums, legte. Dabei leitete ich den Einlauf in die Box, einen kleinen Luftheber, direkt in das Sieb. Zusätzlich kamen ein paar Turmdeckelschnecken zum Einsatz.

55 Tage alter Jungfisch

Bei jeder Kontrolle, zweimal täglich, musste ich nun einzelne verpilzte Eier entfernen. Wohl infolge der künstlichen Erbrütung und der hohen Temperatur schlüpften bereits am dritten Tag sechs Larven, bei denen es sich aber leider um Frühgeburten handelte, die keine Überlebenschance hatten. Am vierten Tag waren dann gegen Abend alle noch vorhandenen Larven geschlüpft. Ich zählte fünf Stück, von denen drei nicht sehr gut aussahen. Eine weitere, die eigentlich einen ganz guten Eindruck machte, musste ich am fünften Tag entsorgen, da ihr Dottersack geplatzt war. Das ging so weiter, bis am neunten Tag nach der Eiablage nur noch eine einzige Larve lebte. Die entwickelte sich aber prächtig und zeigte elf Tage nach dem Laichen die erste Pigmentierung.

NZ W – 20 cm

Das nächste Problem war die erste Nahrungsaufnahme. In der Annahme, für ein einziges Fischchen nur eine minimale Futtermenge bereitstellen zu müssen, wäre mir das Tier beinahe verhungert. Ich stellte sofort um und verabreichte statt eines kleinen Krümels nun zweimal täglich eine halbe zerdrückte Futtertablette (grün, auf Spirulina-Basis). Nun musste ich natürlich besser auf die Hygiene achten, weshalb ich alle zwei bis drei Tage das Aufzuchtbecken (ausgestattet mit zusätzlichem Luft-Ausströmer, Sandboden, einem Unterschlupf und einigen Turmdeckelschnecken) komplett austauschte. Das Fischchen dankte es mir mit sehr guter Nahrungsaufnahme und entsprechend raschem Wachstum.

Nach 30 Tagen begann sich der Jungfisch umzufärben und zeigte ein schönes Muster aus großen, weißen Punkten. Auch die Flossensäume waren bereits zu erkennen. Nach etwa 45 Tagen, der Jungwels war nun 27 Millimeter lang, wich die weiße Farbe dem wunderschönen, art-typischen Gelb. Die letzte durchgeführte Messung ergab eine Länge von 31 Millimetern im Alter von 55 Tagen; sie zeigt, dass die Aufzucht an sich nicht sonderlich schwierig zu sein scheint, zumal die Jungfische sehr zügig wachsen.

Die Unterscheidung der Geschlechter fiel mir von Anfang an schwer. Ich hatte zwar Vermutungen, aber bis zur Eiablage war ich stets unsicher. Das lag vor allem daran, dass auch das Weibchen, etwa im Vergleich zu Hypancistrus, ziemlich stark „bestachelt“ war. Wie auf den Fotos zu erkennen, sind sowohl die Kiemendeckel- als auch die Brustflossen-Odontoden bei beiden Geschlechtern stark ausgeprägt. Lediglich im direkten Vergleich wird ein Unterschied sichtbar: Beim Männchen sind die Hautzähnchen etwas länger. Zudem besitzt es, wie bei vielen anderen Harnischwelsen auch, einen etwas bulligeren, längeren Kopf. Trotz dieser Merkmale bleibt die Abgrenzung schwierig und ist nur möglich, wenn man mehrere Tiere zur Verfügung hat.

1. Brustflossenstrahl M

1. Brustflossenstrahl W

Kiemendeckelodontoden M

Kiemendeckelodontoden W

Die wichtigste und meist am schwierigsten zu erfüllende Voraussetzung für die Vermehrung dieser Harnischwelse scheint mir die Beschaffung geeigneter Tiere zu sein. Die Fische brauchen „ewig“ lange, bis sie geschlechtsreif werden, nach meinen und den Beobachtungen von LEUENBERGER vier bis fünf Jahre. Kauft man also Wildfänge in der meist angebotenen Länge von sechs bis acht Zentimetern, die wohl kaum ein Jahr alt sind, kann man sich leicht ausrechnen, ab wann ein Nachzuchtversuch überhaupt Sinn ergibt – eine gute Pflege vorausgesetzt. Ist diese größte Hürde aber erst einmal genommen, lassen sich die Welse durch eine hohe Wassertemperatur, verbunden mit kräftiger Strömung und Sauerstoffanreicherung, sowie einem Senken der Leitfähigkeit, gezielt zur Eiablage stimulieren. Ob eine vorangehende „Kaltphase“ wirklich nötig ist, wage ich zurzeit nicht zu beurteilen; sie schadet aber sicher nicht.

Ganz wichtig scheinen mir außerdem Ausdauer und Beharrlichkeit. Bei meinem Versuch dauerte es immerhin zwei Monate, bis überhaupt eine Reaktion auf meine Stimulationsversuche eintrat und drei Monate bis zur Eiablage. Wer also seinen Versuch nach einem Monat enttäuscht abbricht, hatte vermutlich einfach zu wenig Geduld, um zum Erfolg zu kommen.

Literatur

  • LEUENBERGER, J. (2009): Vermehrung von schwer züchtbaren Harnischwelsen am Beispiel von Baryancistrus sp. (L 177), 4. BSSW-Spezial: 68-71.
  • RAPP PY-DANIEL, L. H., J. ZUANON & R. R. DE OLIVEIRA (2011): Two new ornamental loricariid catfishes of Baryancistrus from rio Xingu drainage (Siluriformes: Hypostominae). Neotropical Ichthyology v. 9 (no. 2): 241-252.
  • SCHÄFER, F. (2011): L 18, L 85 und L 177 („Golden Nugget“) sowie L 47 („Magnum Pleco“). – D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 64 (9): 12.

Text und Bilder: Fred FURRER

Dieser Artikel wurde in DATZ 07/2013 erstpubliziert und für diese Veröffentlichung leicht von Daniel KONN-VETTERLEIN, in Absprache mit Fred FURRER, überarbeitet.

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