von Dr. Stefan K. Hetz – erhalten am 16.12.2010
Groß angekündigt fand am vergangenen Freitag in Berlin eine Pressekonferenz der beiden Tierschutzvereinigungen Pro Wildlife und Deutscher Tierschutzbund anlässlich der Präsentation seiner Dokumentation Missstände auf Tierbörsen 2010 statt.
Anlässlich dieser Dokumentation sprechen sich beide Tierschutzvereinigungen kategorisch gegen die Veranstaltung von Tierbörsen aus und fordern ein generelles Verbot. Die Gründe für die Forderungen des Verbots sehen Pro Wildlife und der Deutsche Tierschutzbund neben den von ihnen dokumentierten Missständen vor allem in der Tatsache, dass mit den Leitlinien für Tierbörsen keine verbindlichen und rechtswirksamen Verordnungen geschaffen wurden. Die Überprüfung und Kontrollmöglichkeiten seien aufgrund der Personalstellen und der Sachkunde von Amtsveterinären nicht gewährleistet, weshalb der einzige Weg ein generelles Verbot sei.
Unter den 32 im Jahr 2010 besuchten Börsen wurden, neben zahlreichen Terraristikbörsen, auch die Verhältnisse bei Fischbörsen deutlich und durch Bilder dokumentiert beanstandet. Die Beanstandungen betrafen vor allem unzureichende Versteckmöglichkeiten der Fische in den Verkaufsbecken, Überbesetzungen, das Anbieten von Wildfängen, Sonderangebote sowie das Auftreten gewerblicher Händler. Bei vielen Tierbörsen waren zudem keine Amtsveterinäre anwesend und auch eine Börsenaufsicht fehlte. Bei Terrarientieren wurde auch das Herausnehmen und Herumreichen der Tiere bemängelt.
Deshalb wurde Frau Bundesministerin Aigner vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) aufgefordert, die Börsen bundesweit zu verbieten. In Berlin wurde das Gesuch nach dem Verbot auch an Frau Senatorin Lompscher geschickt.
Dieser Argumentation können vivaristische Vereine und Verbände nicht folgen: Der VDA fordert zusammen mit anderen vivaristischen Verbänden, Tierbörsen nicht zu verbieten. Wir erachten die Börsenordnungen der Vereine als eine sinnvolle Maßnahme, Börsen nach Aspekten des Tierschutzes durchzuführen. Aus unseren Erfahrungen ist auch den kontrollierenden Amtstierärzten keine Vorwurf zu machen. In den meisten Börsen erfolgt die Kontrolle durch die Behörden streng aber sachkundig und fair.
Wir sind deshalb der Meinung, dass Tierbörsen den lokalen Austausch von selbst nachgezüchteten und teilweise nicht oder nur wenig handelsrelevanten Tierarten fördern und damit die Anzahl der aus der Natur entnommenen Tiere verringern. Tierbörsen fördern auch die Vermittlung von Sachkunde durch das persönliche Gespräch. Wir sind uns darüber im Klaren, dass der kommerzielle Aspekt und teilweise ein Eventcharakter der Tierbörsen in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund gestellt wurde.
Wir werden zusammen mit anderen vivaristischen Vereinen und Verbänden die Bundesministerin Frau Aigner auffordern, Börsen nicht zu verbieten. Wir werden aber auch in die Diskussion um die Missstände eintreten und versuchen, zu helfen, diese abzustellen. Es gibt einiges für uns zu tun, da leider wie immer einige wenige schlechte Beispiele ausreichen, um das ganze Hobby in Verruf zu bringen und einen Grund für weitreichende Verbote liefern können. Geplant ist eine umfangreiche Unterschriftensammlung unter anderem auf den Tierbörsen für den Erhalt von Tierbörsen, falls das Bundesministerium aufgrund der Forderung von Pro Wildlife und dem Deutschen Tierschutzbund wirklich über eine generelle Schließung der Tierbörsen nachdenkt.
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Weiterführende Links:
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Leitlinien zur Ausrichtung von Tierbörsen unter Gesichtspunkten des Tierschutzes vom 1. Juni 2006
Deutscher Tierschutzbund e.V. – Positionspapier Tierbörsen
Deutscher Tierschutzbund e.V. – Missstände auf Tierbörsen 2010
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Die IG BSSW e.V. hat beschlossen, die Initiative des VDAs zu unterstützen.
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Weitere Stimmen im Internet
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