IGL und IG BSSW Tagung in Altleiningen vom 2. – 5.10.2014

Zum ersten Mal tagten die Internationale Gemeinschaft Barben Salmler Schmerlen Welse e.V. und die Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische in der Burg-Jugendherberge Altleiningen. Die Gemeinde liegt eingebettet in ein bergiges Waldgebiet am nördlichen Rande des Pfälzer Waldes. Die Burg wurde Anfang des 12. Jahrhundert erbaut. Bei der Renovierung von 1998 bis 2000 baute man die Burg zur Jugendherberge um. Der Ausrichter der Tagung hat diese Veranstaltung schon vor etwa drei Jahren anmelden müssen, um überhaupt in die Burg zu kommen. Die IGL und die IG BSSW haben jeweils etwa 280 Mitglieder. Rechnet man Doppelmitgliedschaften ab, sind es immer noch über 500 Mitglieder. Leider waren nur etwas mehr als 50 anwesend, ein Trend, der sich wahrscheinlich, wenn man mit anderen Veranstaltungen vergleicht, fortsetzt.

Da dieses Jahr zur Tagung ein langes Wochenende war, reisten etliche Teilnehmer schon am Donnerstagnachmittag an. In gemütlicher Runde verbrachten die meisten Tagungsteilnehmer den Abend, andere nahmen an der IGL-Präsidiumssitzung teil. Am Freitag wurde die Tagung vom Präsidenten der IGL, Bruno Urbanski und dem Organisator und Barbenkoordinator der IG BSSW Matthias Pfahler, eröffnet. Das Vortragsprogramm begann Liz Conway: „Auf Fischsuche in Südostasien – In jedem Tümpel ein anderer Fisch.“ Liz war ca. acht Wochen mit dem Rucksack in Thailand und Laos unterwegs. In Vorbereitung dieser Reise hatte sie über Facebook verschiedene Thailänder angeschrieben und bekam von einem auch eine Antwort. Um vorzugreifen, sie fand dort sogar Familienanschluss. Liz flog nach Bangkok und traf sich mit dem Thailänder auf dem Chatuchak-Markt. Ein Wunder, dass man sich in dem Gewühl dort gefunden hat. Sie berichtete dann über den Markt und auch die politischen Unruhen, die damals gerade ausgebrochen waren. Direkt vor Ort hatte sie davon gar nicht so viel mitbekommen.

Sie besuchte mit den Einheimischen mehrere Biotope um Bangkok und fuhr dann weiter nach Krabi. Auch dort war die Hauptsache Fisch. Von dort fuhr sie nach Chiang Mai im Norden Thailands zur Fischsuche. Von Chiang Mai folgte ein mehrtägiger Abstecher nach Laos. Wieder zurück, wurden Bettazüchter und das Nong Khai- Aquarium besucht. Alle Fahrten dort absolvierte Liz mit Zug oder Bus.
Diesem Vortrag folgten Züchter-Kurzbeiträge. Alleinunterhalter war allerdings Matthias Pfahler. Er zeigte als erstes ein selbst gebasteltes Gefäß, in dem er Infusorien reinigt und das er sicherlich mal hier in den BSSW-Tipps vorstellen wird. Ein weiterer Punkt war der Vergleich der verschiedensten Fanggebiete unserer Fische, hier am Beispiel Vietnams. Meist erhält man als Information über das Herkunftsgebiet nur die Landesbezeichnung. Aber am Beispiel Vietnams sieht man, wie unterschiedlich die Biotope sind. Dieser Staat ist sehr lang gestreckt und hat Gebirge und Tiefebenen. Man sollte, zumindest bei Wildfängen, versuchen, heraus zu bekommen, welche Temperaturen, Härte, pH-Werte, Humus- und Trübstoffe und ähnliche Besonderheiten am Fundort vorhanden sind. Weiter stellte Matthias Wollmopps, Fanggeräte und Filter für Aufzuchtbecken vor. Jungfische suchen im Aquarium immer Deckung, wobei sie sich auch unter dem Schwammfilter aufhalten, unter dem meistens Mulm liegt. Er klebt diesen Schwammfilter zwischen zwei Glasscheiben, so dass etwas Platz unter dem Schwamm ist und führt natürlich einen Luftheber
ein. Gereinigt wird der Filter durch Zusammendrücken der beiden Glasscheiben, wodurch der Luftheber gezogen wird. Für die Aufzucht von Oberflächenfischen stellte er ein Futter vor, welches eigentlich für Korallen bestimmt ist, O.S.I. Mikro-Futter für Wirbellose. Dieses schwimmt sehr lange und sinkt dann langsam.

Den dritten Vortrag hielt Karl-Heinz „Charly“ Rossmann: „Huch, Hybriden! Ein Gespenst geht um in der Aquaristik!“. Er führte über Wirbeltiere in das Thema ein, zeigte als erstes das Maultier, eine Kreuzung zwischen eine Pferdestute und einem Eselhengst und den Maulesel, die Kreuzung zwischen Pferdehengst und Eselstute. Auch über den Rackelhahn berichtete er, einer Kreuzung zwischen Birk- und Auerhahn(huhn). Selten kommen Kreuzungen zwischen Raben- und Nebelkrähen vor. Doch kommen wir zu den Fischen. Kreuzungen zwischen Schwertträgern und Platys sind bekannt. Auch Kreuzungen zwischen Betta splendens imbellis gab es früher schon. Spitzmaul- und Breitflossenkärpflinge sind Hybriden. In der Betta splendens-Gruppe kann es zu etlichen Hybridisierungen kommen (B. splendensimbellis, smaragdinasiamorientalismahachaiensis). Kreuzungen und Farbformen halten sich bei Auswilderungen nicht, es setzt, wenn sie sich fortpflanzen können, eine Rückentwicklung ein.
Den letzten Vortrag des Tages hielt Erik Schiller: „Die etwas „anderen“ Panzerwelse der Gattungen AspidorasBrochis und Scleromystax“. Er arbeitete als erstes die Unterschiede der Gattungen heraus. Aspidoras haben einen stark abgeflachten Körper und zwei Schädelfontanellen.
Sie sind sehr gesellige Welse und legen ihre Eier in großen Gelegen an strömungsreichen Stellen ab. Brochis haben zehn bis 17 verzweigte Flossenstrahlen in ihrer langen Rückenflosse. Ihr Kopf ist seitlich abgeflacht, der Körper hochrückig. Die Kiemendeckel werden von den Maxillarbarteln nicht erreicht. Scleromystax besitzen einen langgestreckten flachen Körper, die Männchen verlängerte Rücken- und Brustflossen sowie einen Backenbart. Auch hier werden die Eier in großen Gelegen an strömungsreichen Stellen im Aquarium abgelegt. Diese Gattung weist ein gering ausgeprägtes Revierverhalten auf. Die Eiablage bei Aspidoras und Scleromystax in der Strömung kann man sich zu Nutze machen, indem man dort z.B. eine Glasplatte aufstellt und dann die Eier mit dieser bequem umsetzen kann. Bei der Gattung Brochis soll taxonomisch schon wieder einiges in Bewegung sein.

Zurzeit gibt es Tendenzen, diese in die Gattung Corydoras zu überführen. Er stellte dann die
verschiedensten Arten mit ihren Fundorten bzw. Biotopen vor. Zum Schluss gab Erik noch einige wertvolle Haltungs- und Zuchthinweise.

Der Samstag begann mit der IGL-Mitgliederversammlung und teilweisen Neuwahlen. Parallel wurde von Fred Rosenau ein Workshop zum Thema Lebendfutterkulturen durchgeführt. Im Anschluss entführte uns Frank Schäfer zu „Zierfischfang und Logistik in Indien anhand ausgewählter Beispiele“. Dabei ging es nicht um den direkten Fang von Fischen. Er erläuterte uns erst einmal, dass Fischfang aktiver Naturschutz ist. Wenn stationäre Klein(Aquarien) fische zu bestandsdicht auftreten, kannibalisieren sie. Wird der Bestand (z.B. durch Fischfang) ausgedünnt, vermehren sie sich. Dann stellte Frank einige Fische vor, die zwischen 1860 und 1949 erstimportiert wurden und auch Arten, welche erst vor kurzer Zeit erstmals importiert wurden (z.B. Sahyadria denisonii). Er stellte dann die verschiedenen Flusssysteme Indiens vor, von denen viele nicht besammelt werden. Frank zeigte und erklärte uns die verschiedensten Fangmethoden mit Stell-, Zug- und Wurfnetzen. Auch wurden Netzkäfige von den Fängern eingeführt, da Jungfische ja nicht das ganze Jahr zur Verfügung stehen und diese dann auf diese Art und Weise gehältert werden können. Es gab auch eine Erläuterung, wie die einheimischen Fänger sensibilisiert werden mussten, mit den Fischen sorgsam umzugehen, sie zu füttern, gesund zu erhalten und sie letztlich sicher zu transportieren. Infrastrukturen mussten aufgebaut werden, was die Hälterung und die Bereitstellung von Futter betreffen, aber auch mit den verschiedenen Wasserwerten mussten die einheimischen Fänger vertraut gemacht werden.

Den zweiten Vortrag hielt Thomas Weiblen über Borneo. Er berichtete über seine Reise im Jahr 2013 nach Sarawak im Norden der Insel Borneo. Er zeigte uns 30 Fundorte von Wasserpflanzen, hauptsächlich Cryptocorynen, aber auch Fische der Gattung Parosphromenus wurden gefunden.

Den Abschlussvortrag hielt der BSSW-Vorsitzende Daniel Konn-Vetterlein: „Neues aus Brasilien“.
Den konnte ich mir leider nicht anhören, da ich die anschließende Börse mit aufbaute. Der Samstag klang mit einem tollen Grillabend aus. Nicht nur, dass es hervorragendes Grillgut und einen Topgrillmeister gab, nein, für den Erhalt der Vereinsmitglieder wurden auch noch etwas getan. Nach vollendeter Speisung wurden wir noch gut geräuchert. Am Sonntagvormittag wurde die Workshop-Veranstaltung für die IGL-Mitglieder, die am Vortag zur Mitgliederversammlung waren, noch einmal durchgeführt. Ich könnte mir vorstellen, dass diese gemeinsame Tagung eine Wiederholung erfährt, gibt es doch bei der Herkunft der Fische große Überschneidungsgebiete. Auch sind etliche Aquarianer in beiden Vereinen. Es war eine gelungene Veranstaltung, für die ich mich bei Matthias Pfahler als fast alleinigem Organisator herzlich bedanken möchte.

Hans-Jürgen Ende


Ergänzungen zum Vortrag von Daniel Konn-Vetterlein über Brasilien:
Am Samstag hielt dann auch Daniel Konn-Vetterlein seinen Vortrag über seine Erlebnisse in Brasilien. Da er nach einem zweimonatigen Aufenthalt direkt zu unserer Veranstaltung gekommen war, konnte er auch erst am Samstag zu uns stoßen. Er berichtete sehr bildhaft, wie dort Forschung betrieben wird. Wer schon mal einem Vortrag von ihm lauschen durfte, weiß ja, dass er äußerst spannend und unterhaltsam berichten kann. Da schläft selbst der müdeste Teilnehmer nicht ein. Er zeigte uns aber auch, dass die Forscher in Brasilien noch von uns Aquarianern lernen können. So zum Beispiel, wie man erfolgreich Fische züchtet. Auf jeden Fall verwöhnte er mit seinen Berichten unsere Ohren und mit seinen Bildern unsere Augen.
Und wo ich gerade die Bilder erwähne fällt mir noch ein, dass er extra Steine gesammelt hatte, um die Fische im Fotobecken mit den Steinen fotografieren zu können, welche aus dem Habitat der Fische stammten. Auch hätte er gern ein paar besondere Fische mitgebracht, weil es aber Einzelexemplare waren, konnte er sie nicht bekommen – sie schwimmen nun in Formalin. Als er einmal in Ermangelung sauberen Flusswassers Trinkwasser für sein Fotobecken nahm, wurde das nicht unbedingt begrüßt, aber als äußerst unterhaltsam vom Rest der Gruppe aufgenommen. Die Wissensvermittlung war einfach genial und ich hoffe, dass ich noch vielen Beiträgen von ihm lauschen darf.
Wulf Warbende

(Artikel aus dem Report 04/2014)

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