Pseudacanthicus sp. „L 79“

In der nächsten Ausgabe des BSSW-Reports (03-2020) ist unter anderem eine Pseudacanthicus-Art Thema, die die letzten Jahre für viel Aufsehen in der Szene gesorgt hat. Da erscheint es nur vernünftig eine im Report 03-2019 behandelte Art an dieser Stelle nochmals leicht aktualisiert zu präsentieren.

P. sp. "L 79"

Pseudacanthicus sp. „L 79“

Pseudacanthicus sp. „L 79“ erhielt die Codenummer im Jahr 1991 und wurde im nordöstlichen Brasilien im Unterlauf des Rio Tocantins bei Marabá entdeckt. Fälschlicherweise wird dieser Wels auf diversen Webseiten als Pseudacanthicus cf. spinosus beschrieben. Dabei passt bereits die Körperform nicht, denn Pseudacanthicus spinosus ist wesentlich plumper und geradezu hochrückig im Vergleich zu den eher flachen Art Pseudacanthicus sp. „L 79“. Außerdem unterscheidet sich die Färbung der Iris: Bei Pseudacanthicus sp. „L 79“ ist diese hell und wie in der DATZ beschrieben, glänzend, während die Iris von Pseudacanthicus spinosus braun ist.

Auf Grund seiner vermeintlich geringen Attraktivität und des hohen Preises, sowie einem Exportverbot kam es in den letzten Jahren nicht zu Importen nach Europa. Das führte dazu, dass sich einige wenige Privatpersonen den Traum erfüllten die Tiere zu pflegen und sie kurzerhand über den Umweg aus Singapur bestellten. Alle Individuen kamen ursprünglich aus dem Rio Tocantins.

juveniler Pseudacanthicus spinosus "L 160"

juveniler Pseudacanthicus spinosus „L 160“

Erst kürzlich konnten außerdem wieder ein paar wenige Tiere dieser Art kommerziell nach Europa importiert werden, jedoch mit dem Zusatz „Rio Xingu“. Nachgewiesen wurden diese Tiere vor Ort bisher allerdings nicht. Auch unterscheiden sich die importierten Tiere nicht von denen, die bereits aus dem Rio Tocantins bekannt sind, was die Frage aufwirft ob diese Tiere wirklich aus dem Rio Xingu stammen. Nach Rücksprache mit Wissenschaftlern, die den Rio Xingu untersuchen, ist das nach aktuellem Kenntnisstand auszuschließen. Bekannt ist aber, dass seit neustem immer mal wieder vermeintlich für den Export „verbotene“ Tiere ganz legal exportiert werden durften. Dies war unter anderem auch bei Ancistrus sp. „L 255“ der Fall: Angeblich werden ganze Bereiche oder Flussabschnitte freigegeben, was es möglich machen würde einen Pseudacanthicus mit dem Zusatz „Rio Xingu“ mehr oder weniger legal handeln zu können. Verlässliche und aktuelle Informationen dazu sind aber momentan leider nicht zu bekommen.

Es bleiben also einige Fragen unbeantwortet. Nichtsdestotrotz sollten wir uns an diesen interessanten Tieren erfreuen.

Literatur: Stawikowski, R. (1991): Neu importiert: Tocantins- und Xingu-Harnischwelse (DATZ 44 (13) 143-144)

Text: Markus KALUZA – Bilder: Haakon HAAGENSEN

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