RG Nordbayern: Krebse satt

Am Samstag, den 19.02.22 kamen wir in Schwabach im Gasthaus zum „Hosa Gärtla“ zum Regionalgruppentreffen zusammen. Statt fränkischem Schäufele mit Knödel, gab es diesmal thailändische Spezialitäten.

Zum Gastvortrag wurde Clarissa ROSENBECK aus Mötzing (Niederbayern) von der Regionalgruppe eingeladen. Clarissa pflegt in ca. 70 Becken hauptsächlich Wirbellose, insbesondere Krebse und diesen widmet Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit. Die mittlerweile 47-jährige Qualitätsmanagementbeauftragte für Nutzfahrzeuge arbeitete vorher als Abteilungsleiterin eines Dehner Gartencenters. Hier entdeckte Sie Ihre Leidenschaft für die Aquaristik bzw. für Krebse.

Zum Vortrag von Ihr kamen 15 Personen zusammen, der weiteste aus Heidelberg. Nach anfänglichen Computerschwierigkeiten, welche dann rasch gelöst wurden, ging es auch mit dem Vortrag los. Am Anfang zeigte sie uns einen Ausschnitt Ihrer 70 bepflanzten und dekorierten Aquarien bzw. Ihres „Kälteraums“. In ihrem Kälteraum pflegt und züchtet Sie die Krebse von November bis April bei ca. 5-7 °C Wassertemperatur. Um „Frostschäden“ zu vermeiden, schaut Sie sich deshalb Ihre Tiere in Wollmütze und Winterbekleidung an. Zum Einstieg wurden Edelkrebs; Stein- oder Bachkrebs, sowie Dohlenkrebs; welche in der Aquaristik unbedeutend sind gezeigt. Es wurde nun die Familie der Cambaridae, welche sehr tagaktiv ist behandelt. Am artenreichsten ist die Gattung Procambarus mit orangen, blauen und gelben Farben, verteilt auf über 160 Arten.

Astacus astacus

Die eher zurückgezogen und nachtaktiv lebende Gattung Cherax aus Madagaskar, Australien und weiten Teilen Ozeaniens ist bisher mit ca. 166 Arten bekannt. Unterscheiden lassen sich die verschiedenen Gattungen unter anderem an Ihren Scheren. Es wurden auch Themen wie die Krebspest, die Jungfernzeugung beim Marmorkrebs, sowie die Liste von invasiven gebietsfremden Arten behandelt.
Die Krebspest wird von amerikanischen Krebsen übertragen und endet für europäische/australische Arten tödlich. Symptome für die Krebspest sind unter anderem Verfärbungen am Panzer und/oder Lähmungserscheinungen. Übertragen wird diese von Wasservögeln und kontaminierten Booten, usw. Deshalb sollten auch keine amerikanischen Arten in Teichen gehalten bzw. in der Natur ausgesetzt werden.
Bei der Jungfernzucht des Marmorkrebs, handelt es sich um eingeschlechtliche Fortpflanzung. Er gilt auch als potenzieller Überträger der Krebspest, und ist auf der Liste von gebietsfremden Arten aufgeführt, somit sind die Haltung, die Zucht und der Verkauf verboten.

Für die Gestaltung eines Aquariums, braucht es bezüglich des Wassers keine besonderen Aufbereitungsmaßnahmen. Das Aquarium sollte einsturzsicher gestaltet sein, da es von den Krebsen gerne umgestaltet wird. Desweiteren sollte auf Versteckmöglichkeiten geachtet, und Herbstlaub einerseits als Futter sowie auch als Versteckmöglichkeit eingebracht werden. Damit die Krebse nicht ausbüchsen, sollte das Aquarium ausbruchsicher gestaltet werden. Falls doch mal einer entkommt, sollte man den Krebs nicht sofort wieder ins Aquarium setzten. Besser ist es, man setzt ihn in eine Schüssel mit Wasser und rutschfestem Untergrund.

Zur Vergesellschaftung ist zu sagen, dass Krebse Einzelgänger sind. Falls man Sie doch vergesellschaften will, dann geht das beispielsweise mit Endler Guppys. Diese schwimmen im oberen und mittleren Beckenbereich und kommen damit den Krebsen nicht in die Quere. Neocaridina spp., Post- oder Turmdeckelschnecken gehen auch.

Procambarus alleni

Beim Kauf eines Krebses ist darauf zu achten, wie die Färbung und das Verhalten der Tiere sind. Sind vielleicht Schädlinge oder tote Tiere zu sehen? Das Umsetzten der Krebse ist relativ unkompliziert, Wasserwerte müssen nicht geprüft werden. Es sollte aber eine Temperaturangleichung vorgenommen werden, diese kann auch im dunklen Raum erfolgen. Bei der Fütterung ist zu beachten, dass genügend Herbstlaub zur Verfügung steht. Dieses reicht den Tieren vollkommen aus, denn zu viel und falsches Futter sind die häufigsten Todesursachen. Empfehlenswert ist z. B. unbehandeltes Gemüse, Erbsen, Hokkaido und Lebendfutter.

Weiter wurden ausführlich die Häutung und Zucht beschrieben. Es wurde auf die Geschlechtsmerkmale/ -unterschiede eingegangen, auf Bildern gezeigt und erklärt. Bei den Cambaridae mit Kältephase brüten die Krebse nur einmal pro Jahr. Dies geschieht in der Kältephase bei 7 °C von November bis April. Es wird nicht aktiv gefüttert und die Paarung wird unter Aufsicht durchgeführt.

Krankheiten kommen bei privaten Haltern kaum vor. Vorsichtsmaßnahmen zur Übertragung der Krebspest müssen trotzdem getroffen werden. Vielen Haltern ist die Krebspest nicht bekannt. Als häufige Todesursachen wurden Häutungsprobleme, Verletzungen durch Kämpfe und falsches Futter genannt. Damit kamen wir am Ende des Vortrags von Clarissa an, welcher aufgrund der vielen Sachfragen auf eine Länge von ca. 2 ½ Stunden angewachsen war. Im Anschluss konnten sich die Zuhörer von Clarissa noch bereitgestellte Futterproben u.a. der Marken JBL und Fluval, Bug Bites zum Testen mit Nachhause nehmen.

Für den tollen und informativen Fachvortrag bedanken wir uns herzlich bei Ihr. Weitere Informationen zum Thema Krebse findet Ihr unter anderem auf Ihrer Homepage www.wirbellosenwelt.com.

Procambarus clarkii „Koi“

Text: Gerhard und Julian WESSELY
Bilder vom Abend: Julian WESSELY – Bilder von Krebsen: Daniel KONN-VETTERLEIN

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