Das Wochenende der IG BSSW-Mitgliederversammlung aus Sicht eines Neumitgliedes
Ich werde in meinem Text das böse C-Wort nicht verwenden, es gibt eh schon viel zu viel wo es Verwendung findet. Es sind sich sicher alle im Klaren darüber, was uns momentan beschäftigt und weshalb die Mitgliederversammlung erstmals digital abgehalten wurde. Sicher werden sich einige wundern wer hier eigentlich diesen Artikel verfasst hat. Nun, ich wurde gebeten meine ersten Eindrücke im Verein nebst Mitgliederversammlung zu schildern, was ich hiermit gern mache.
Mein Name ist Matthias WERNER, ich bin 41 Jahre jung und bin in der Lessingstadt Kamenz geboren und zu Hause. Seit meinem 8. Lebensjahr bin ich der Aquaristik verfallen und möchte meinen Werdegang kurz schildern und erzählen, wie und warum ich zur IG BSSW gekommen bin. Durch meinen Onkel mit dem Aqua-Virus infiziert, bekam ich zu meinem 8. Geburtstag meine ersten Fische. Ja genau, ich hatte gar kein Aquarium, es handelte sich um ein Missverständnis. Ein geeignetes Glas war aber schnell gefunden, und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Angestachelt durch meinen Biologielehrer, welcher uns die Mendelschen Regeln anhand von Guppys nahebrachte, viel mein Interesse schnell auf die Vererbungslehre und eben jene Fische. Im Jahr 1991 sah ich, den mich am längsten begleitenden Fisch im Zoogeschäft, Nannostomus beckfordi. Längst hatte ich nicht mehr nur ein Aquarium zu Hause und so zogen diese schönen Tiere bei mir ein. Bis heute habe ich diesen Stamm, in welcher Generation kann ich nicht genau sagen, ich machte mir Anfangs nur wenige bis keine Aufzeichnungen. Nannostomus haben es mir angetan, kein Wunder also, dass ich in den letzten 30 Jahren insgesamt sieben verschiedene Nannostomus hielt und alle auch nachzog. Dennoch war N. beckfordi der Einzige, der die ganze Zeit blieb.
Mein Hauptaugenmerk lag aber all die Jahre bei dem aquaristischen Vorzeigeobjekt in Sachen Genetik schlechthin, dem Guppy. Hier betrieb ich immer mal wieder auch die Ausstellungszucht, jedoch führte ich hauptsächlich Kreuzungen zum Erlangen neuer Kenntnisse durch. Ein Betätigungsfeld ohne Ende. Die Guppyzucht brachte mich auch zufällig zu meiner zweiten Fischart, wegen welcher ich nun in der IG BSSW bin. Während eines mehrtägigen Besuches einer Guppyausstellung in Wien im Jahr 2009, besuchten wir auch das ein oder andere Wiener Zoogeschäft. In einem solchen entdeckte ich ein paar Welse, welche es mir sehr angetan hatten. Verkauft wurden diese ca. 4 cm großen Tiere als L 333 zu je 49 €. Da sie mir echt gefallen hatten, begann ich sogleich zu recherchieren. Natürlich hatte keiner der anwesenden Guppyleute Ahnung davon. Wusstet ihr eigentlich, dass Recherchen auf die Schnelle nebenbei oder abends im Hotel im Jahr 2009 noch gar nicht so ohne weiteres möglich waren? Natürlich durfte ich den PC eines befreundeten Züchters nutzen. Alles was ich zu L 333 fand, klang sehr spannend. Die gefundenen Bilder passten aber nicht so richtig zu den Tieren im Zoogeschäft. Mir gefielen sie, und so reisten 6 Exemplare mit zurück in mein Wohnzimmeraquarium. Dort lebten sie fröhlich vor sich hin, ich hatte schöne Welse im Aquarium, das wars.
Zumindest bis zum Jahr 2013 als ein Aquarianer und Guppyzüchter aus Holland zu Besuch bei mir war. Als wir vor meiner Anlage über Genetik fachsimpelten, erwähnte ich ganz beiläufig, dass unter den ganz vereinzelt aufkommenden Jungtieren meiner L 333 ein etwas helleres Tier mit weniger Schwarzanteil war. Sogleich gingen wir an meine Wohnzimmerbecken und ich wurde „ausgelacht“. „Das sind doch keine L 333, das sind L 236.“ hieß es da plötzlich. Was? Sogleich wurde das Internet bemüht und in der Tat konnte ich schnell feststellen, warum damals in Wien die Bilder nicht so ganz zu den Fischen passten. Also hatte ich L 236 im Becken. Schön, na und? Erst einige Zeit später wurde mir durch das eher zufällige Lesen diverser Internetberichte bewusst, was ich da wirklich hatte.
Bis zum Jahr 2018 verflog immer mehr mein Interesse am Guppy, nicht zuletzt dem „Niedergang“ der Guppyszene geschuldet. So zogen immer mal wieder diverse Fischarten bei mir ein, immer mit einem gewissen genetischen Interesse. So auch Killifische der Gattung Diapteron. Die genetiklastige züchterische Auseinandersetzung mit diesen Tieren hatte auch meine schlechteste Erfahrung mit Fachleuten zur Folge. Aber das gehört hier nicht her, soll nur zeigen, dass mir viele Facetten des Vereinslebens bekannt sind. Immer war ich, und bin es noch heute, in diversen aquaristischen Vereinen. Ich bin so ein typischer „Vereinsmeier“.
Im Jahr 2018 fanden einige Umbrüche in meinem Leben statt, welche zur Folge hatten, dass ich nach 16 Jahren aus Hessen zurück in meine Heimatstadt zog. Von meinem Haus nebst Zuchtanlage musste ich mich auf Mietwohnung mit zunächst zwei Becken umstellen. Geblieben sind, Ihr ahnt es sicher, die Nannostomus und die L 236. Zukünftig möchte ich mich ausschließlich diesen widmen, der begrenzte Platz wird die übermäßige Beckenvermehrung verhindern. Die L 236 sind wie geschaffen für mein Interesse an Genetik und bei den Nannostomus möchte ich versuchen möglichst jede Art einmal nachzuziehen und dies umfangreich dokumentieren. So viel zu mir und dem Hintergrund, weshalb ich in die IG BSSW eintrat.
Insgesamt war/bin ich in fünf größeren überregionalen Vereinen, ich denke ich kann also das bisher bei der IG BSSW Erlebte gut beurteilen. Auch durch Zeitschriften der anderen Vereine habe ich einen guten Vergleich zum BSSW Report. Und diesen finde ich ausgezeichnet. „Mr. Einhundertprozent“ (Auflösung kommt gleich) stellte mir freundlicher Weise einige Ausgaben zur Verfügung. Natürlich kann man keine Vergleiche zu Vereinszeitschriften von vor 20 oder 30 Jahren ziehen, jedoch kann ich mit zwei Aktuellen vergleichen. Und hier liegt bei mir der BSSW Report knapp vorn. Allerdings ist der Vergleich etwas unfair, hat der Report doch den Vorteil hat, sich an gleich vier Fischgruppen bedienen zu können. Was mir gefällt ist das Format, die anderen beiden sind in A5, dadurch oft sehr dick und unhandlich. Auch ist der Report von der Aufmachung her etwas moderner. Inhaltlich sind alle in ihrer eigenen Sparte auf einem gleichen fachlichen Niveau. Hier macht die Redaktion nebst den Autoren gute Arbeit, weiter so.
Nun hatte ich als neues Mitglied sehr zeitnah die Möglichkeit, gleich mal an einem Wochenende der Mitgliederversammlung teilzunehmen. Drei sehr gute Vorträge, davon einer auf Englisch, verteilt auf drei Tage. Dazu die Mitgliederversammlung an sich und das ganze voll digital über Zoom mit durchschnittlich über 60 Teilnehmern. Ich kann nur sagen, es lief absolut reibungslos, zumindest für mich als Teilnehmer. Was „Mr. Einhundertprozent“ im Hintergrund evtl. für Probleme mit der Technik hatte, kann ich nicht beurteilen. Beruflich bedingt weiß ich aber, was es für Probleme mit großen Klassen oder Gruppen bei derartigen digitalen Fernveranstaltungen geben kann. Hier war der Griff zu Zoom die richtige Wahl.
Apropos Wahl, es gab neben den drei sehr guten Vorträgen ja auch die Mitgliederversammlung: eine so ruhige und sachliche habe ich noch nie erlebt. Und in den letzten 30 Jahren war ich bei etlichen dabei. Ob dies bei der IG BSSW immer so ist oder nur am fehlenden geselligen Beisammensein lag (niedriger Alkoholpegel), kann ich nicht beurteilen. Die Tagesordnung konnte jedenfalls gut und zügig abgearbeitet werden. Der Vorstand wie auch die Funktionsträger wurden entlastet, die Kassenprüfer und Funktionsträger legten ihre Berichte ab und es wurde über einen Antrag abgestimmt. Ja, der Beitrag wurde erhöht, und zwar um 1,37 Cent bzw. 0,69 Cent (ermäßigt) pro Tag. Der Hauptgrund für die 5 € bzw. 2,50 € liegt in den Mehrkosten für den Versand des Reports. Der Antrag wurde mit über 90% angenommen. Zu den Abstimmungen muss ich sagen, dass ich im Vorfeld mit Daniel vereinbarte mich überall zu enthalten. Ich bin zu neu, um mir da was anzumaßen. Jedoch konnte ich dies bei zwei Abstimmungen nicht. Zum einen bei der Wahl des Kassenprüfers: Es gab ganze drei Bewerber für diese Funktion, so dass man sich für einen entscheiden musste. Ich ging hier rein nach spontaner Sympathie.
Bei der anderen Abstimmung ging es um das Amt von „Mr. Einhundertprozent“. Daniel stellte sich erneut für das Amt des Vorsitzenden zur Verfügung und das Gesagte drumherum deutete schon ganz klar auf den Ausgang der Wahl hin. Es stellte sich auch kein Zweiter zur Wahl, so dass meine Stimme kein Gewicht hatte und ich mit „ja“ stimmte. Dadurch war das Ergebnis 100% Ja-Stimmen. So kam es zu „Mr. Einhundertprozent“ und dem Versuch, Daniel umgehend in ein politisches Amt zu verfrachten. Ob es gelang? Sehen wir dann im September. Na klar könnte jetzt jemand kommen und sagen: „Moment, auf Grund der technischen Gegebenheiten konnte Daniel nicht selbst abstimmen, gilt also als Enthaltung und somit sind es gar nicht 100 %.“ Egal, denn es mindert nicht im Geringsten meinen Eindruck, dass Daniel genau der Richtige für dieses Amt ist. Nachdem ich meinen Antrag abgegeben hatte, meldete er sich genau so zügig wie auch „Brauni“ welcher von seinem kommissarischen Amt in das feste Amt des Geschäftsführers gewählt wurde.
Nach der Versammlung wurde noch bis in die Nacht rein gefachsimpelt und geklönt, habe ich mir sagen lassen. Alles in Allem bin ich bisher von der IG BSSW sehr angetan, die Kommunikation stimmt, es läuft super. Man fühlt sich hier gleich Willkommen, auch da habe ich schon Anderes erlebt. Und das alles, obwohl es momentan ausschließlich digital läuft. Da freue ich mich schon riesig auf die ersten richtigen Treffen von Angesicht zu Angesicht und in geselliger Runde, nach … nein, ich sage es nicht!
Text: Matthias WERNER – Bilder: Daniel KONN-VETTERLEIN