Ein Erdfresser unter den Salmlern

aus dem Report 1/2019

Im November 2017 gelang Michael BÖTTNER ein spektakulärer Import aus Surinam: Bivibranchia simulata. Gleich neun Exemplare der Art konnten von ihm eingeführt und von mir (JK) übernommen werden.

Sie bezogen ein eigens für sie hergerichtetes Becken (140x100x40 cm). Die Filterung erfolgt über einen starken Außenfilter, zu dem zusätzlich einige Strömungspumpen installiert wurden, um für eine ausreichende Wasserumwälzung zu sorgen. Der pH-Wert beträgt konstant 7,5, die Leitfähigkeit liegt bei 450 µS und die Temperatur beträgt 29 °C. In Anbetracht der unterständigen Maulöffnung wurde das Becken mit feinem Granoflour-Sand von nature2aqua ausgestattet. Strukturiert wurde es mit Flusssteinen sowie Moorkienholz. Vergesellschaftet wurden die Salmler schließlich mit einigen L-Welsen, mit denen jedoch keine interspezifischen Konkurrenzsituationen zu bemerken sind.

Von Beginn an zeigten sich die Salmler als aktive Fische, die -meist in der Gruppe- den gesamten Schwimmraum nutzen, wobei klar zu erkennen ist, dass sie bodenorientiert leben und diesen ständig nach Nahrung absuchen. Hauptsächlich füttere ich Frostfutter wie Artemia und Mückenlarven, biete aber zusätzlich Granulatfutter an, das schnell absinkt und somit ideal zur Ernährungsweise der Fische passt. Bei Frostfutter wird erst versucht das Futter nahe der Oberfläche aufzunehmen, prädestiniert ist diese Art jedoch für die Futteraufnahme am Boden, die der, bei den bekannteren Vertretern der Gattung Geophagus gleicht. Dabei wird der Oberkiefer schräg nach unten ausgestülpt und sowohl das Futter als auch Bodengrund aufgenommen. Den Großteil des Tages verbringen meine B. simulata in der Gruppe, bzw. nie weit von dieser entfernt. Einzeltiere distanzieren sich regelmäßig vom lockeren Gruppenverband, den sie jedoch bei Störungen sofort wieder aufsuchen. Bei mir sind die Fische hauptsächlich tagaktiv. Geschlechtsmerkmale kann ich noch keine feststellen, allerdings sind meine Exemplare auch noch nicht ausgewachsen, und leider sind B. simulata auch keine schnellwüchsigen Salmler.

Von den 144 in der Erstbeschreibung angegebenen Tieren ist der Holotypus mit 138 mm Standardlänge das größte Exemplar, ein darauf aufbauender, deutlicher Längenzuwachs ist demnach nicht mehr anzunehmen. Gut ein Drittel der hinterlegten Paratypen stammen aus der Stromschnelle von Grand Roche. Dabei handelt es sich vornehmlich um juvenile Exemplare (44-82 mm SL). Denkbar ist, dass die Jungtiere in den strömungsreichen Arealen besser vor Fressfeinden geschützt sind, denn sympatrisch vorkommende Raubsalmler wie bspw. Hoplias aimara und H. malabaricus meiden diese, wenn sich ihnen andere Bereiche zur Jagd anbieten. Außerdem kommt ihnen an diesen Orten sicherlich die ständige Sediment- und Partikelzufuhr zu Gute, die nichts anderes bedeutet als eine konstant hohe Versorgung mit Futter.

Der Gattungsname Bivibranchia deutet bereits auf eine Besonderheit dieser Fische hin. Er stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie zwei + Wege + Kiemen. Der Artname simulata deutet auf die große Ähnlichkeit mit B. bimaculata hin, mit der B. simulata sowohl in der äußeren Morphologie als auch der Maul- und Pharynxausbildung auf den ersten Blick identisch zu sein scheint. Beim Vergleich zweier gleichgroßer Exemplare ist B. simulata jedoch hochrückiger, der Kopf ist etwas kürzer und die Augen größer. Auf Höhe der 20.-23. und 26.-27. Schuppe findet sich ein runder bisovaler, schwarzer Fleck, der in seiner Ausprägung kürzer ist, als bei B. bimaculata.

In der Ausgabe 01/2019 sind dem Artikel noch Unterwasserbilder des Biotops von Bivibranchia simulata hinzugefügt.

Text: Josef KREITMAIR & Daniel KONN VETTERLEIN – Bilder: Daniel KONN VETTERLEIN

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