Notropis chrosomus – die vergessene Regenbogenelritze

von Max PEDLEY (UK), aus dem Report 02-2020

Notropis chrosomus ist in der Aquaristik schon seit einigen Jahren etabliert, jedoch hat die Regenbogenelritze nie die Beliebtheit erreicht, die ihr eigentlich gebühren würde.

Notropis chrosomus Männchen

Das scheint sich im Moment zu ändern – was für ein Glück für uns Aquarianer und Sammler! Der in seiner Heimat Rainbow Shiner genannte Fisch ist in immer mehr Aquaristikgeschäften erhältlich. Leider werden die Tiere jedoch immer noch oft falsch gehalten, sodass die Freude an den neuen Mitbewohnern eine eher kurze ist. Notropis gehört zur Familie der Leuciscidae, in der auch eine Art enthalten ist, die man vielleicht schon im Bach vor der Haustüre gefangen hat – Phoxinus phoxinus, die Elritze. Wenn wir die Farben außer Acht lassen, sind sich die beiden Arten sehr ähnlich, sowohl was die Form als auch ihr Verhalten und ihre Ökologie angeht – obwohl sie durch den Atlantik getrennt sind. Beide bevorzugen flache, kühle Fließgewässer, häufig mit felsigem Grund.

Phoxinus phoxinus

Im Aquarium müssen wir ihnen diese Bedingungen ebenfalls bieten, leider überwiegt hier oft die Ignoranz, und die gekauften Notropis werden wie Melanotaenia in einem dicht bepflanzten Aquarium bei tropischen Wassertemperaturen gehalten. Unter solchen Umständen führt die hohe Temperatur zu einem stark beschleunigten Stoffwechsel, die inneren Organe geraten unter Druck und versagen, was schlussendlich zum Tod der Fische führt. Ein Blick auf das Habitat der Regenbogenelritze, das Black-Warrior-Flusssystem in Alabama, USA, zeigt uns niedrige durchschnittliche Wassertemperaturen von nur 7 °C, wenngleich die Spitzen tatsächlich bei um die 25 °C liegen. Wir haben in dieser Region starke jahreszeitliche Temperaturschwankungen, was bedeutet, dass wir Notropis eigentlich wie subtropische Channa spp. halten sollten und ihnen auch im Aquarium unterschiedliche Temperaturen bieten müssten, damit sie gesund bleiben.

Notropis chrosomus Weibchen

Meiner Erfahrung nach fühlen sich die Fische in Aquarien in einem unbeheizten Gartenhäuschen oder einer ebensolchen Garage sehr wohl. Andere Züchter berichten von guten Erfolgen in geschützten Teichen im Freiland. Hier muss man jedoch für eine gute Umwälzung und eine exzellente Sauerstoffversorgung sorgen. Für die Strömungsjunkies ist auch im Aquarium eine starke Wasserbewegung erforderlich. Meine Gruppe halte ich in einem 75 cm langen Becken mit einem 15-fachen Wasserdurchsatz. Sie haben auch mit dieser extrem starken Strömung keinerlei Probleme. Für die Aquarieneinrichtung gibt es einige Optionen.

Notropis Aquarium

Am besten sehen die Notropis unter einer starken LED-Beleuchtung aus, daher kann das Aquarium auch bepflanzt werden. In der Natur laichen die Regenbogenelritzen in den Nestern größerer Arten, wie Campostoma oligolepis und Nocomis leptocephalus, ab. Im Aquarium laichen sie über größeren Kieselsteinen mit einem Durchmesser von rund fünf Zentimeter oder mehr. Sieht man einmal von der Vorliebe für ein so ungewöhnliches Laichsubstrat ab, geht die Aufzucht von Notropis ganz ähnlich vonstatten, wie die von verschiedenen Danio-Arten. Die Larven brauchen feinstes Erstfutter, wie Pantoffeltierchen. Die Laichperiode beginnt üblicherweise im Spätfrühling, wenn die Wassertemperatur etwa 15 °C erreicht. Auch wenn man den Rainbow Shiner nicht züchten möchte, handelt es sich dennoch um einen absolut sehenswerten Blickfang für ein Schauaquarium. Als Aquariengenossen eignen sich Barbatula barbatula sehr gut, selbst wenn sie nicht sympatrisch vorkommen.

Text & Bilder: Max PEDLEY (UK)

Kommentar verfassen