Pseudacanthicus sp. „L 65“ oder eben „50 shades of grey“

Kaktuswelse der Gattung Pseudacanthicus erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Es gibt besonders farbenprächtige Arten, wie Pseudacanthicus leopardus, Pseudacanthicus pitanga (L 24), Pseudacanthicus sp. „L 273“ oder Pseudacanthicus pirarara (L 25), aber auch die Arten mit weißen Flecken auf schwarzer Grundfarbe. Pseudacanthicus sp. „L 65“ ist eine Art, die angeblich in die letztgenannte Kategorie fällt, aber ist das wirklich so?

Tatsächlich sind Wildfänge dieser Art nur schwer zu bekommen, weshalb diese Art im Handel selten geworden ist. Die meisten Tiere im Handel sind Nachzuchten von einigen wenigen erfahrenen Züchtern, insbesondere dem Vorsitzenden der Catfish Study Group, Mark WALTERS und meinem guten Freund und weltweit bekannten Pseudacanthicus-Experten Ole PAULSEN.

Derzeit halte ich wieder eine kleine Gruppe dieser Tiere, die ich von Mark auf der CSG-Tagung 2020 erworben habe. Diese Individuen sind auch der Grund, warum ich endlich diesen Text schreibe, denn keine Pseudacanthicus-Art, die ich je gehalten oder bei Freunden gesehen habe, ist so variabel. Als NUMRICH (1990) diesen Wels vor 32 Jahren als Beifang zwischen Peckoltia-Arten fand und in der DATZ vorstellte, zeigte eines der Jungtiere schöne große weiße Flecken auf dunklem Grund, das zweite, ähnlich große Exemplar zeigte bereits kleinere Flecken auf der dunkelgrauen Grundfarbe. Während bei Pseudacanthicus sp. „L 97“ das klare Punktmuster mit dem Alter nur wenig verblasst, aber vorhanden bleibt, zeigen die meisten Pseudacanthicus sp. „L 452“ aus Peru und Pseudacanthicus sp. „Alenquer“ eine Varianz im Muster: die kleinen, klaren Punkte, die die juvenilen Tiere noch hatten, können verschwimmen oder sich verbinden.

Bei Pseudacanthicus sp. „L 65“ hingegen werden die Punkte oder Flecken schnell grau oder das Punktekleid verschwindet fast vollständig. Wer diese Art bereits selbst gehalten hat, weiß, dass Exemplare, die als Jungtiere sehr hübsch sein können, schnell zu einer „grauen Maus“ werden können. Auffällig ist auch, dass nicht alle Jungtiere diese schönen großen weißen Flecken haben wie das Tier von DATZ. Selbst in einem Gelege ist die Streuung recht groß. Von großen Flecken über ein feines Punktmuster bis hin zu kaum vorhandenen Punkten kann alles dabei sein. Spätestens bei Erreichen einer Größe von 10,0 cm TL sind die großen Flecken bei dem letzten Exemplar, das ich behalten habe, verschwunden. Auch SEIDEL & EVERS (2005) weisen im Wels Atlas 2 bereits darauf hin, dass diese Art sehr variabel ist.

HARDMAN (2015) klassifizierte Pseudacanthicus sp. „L 65“ mit P. sp. „Alenquer“ und P. sp. „L 97“, aber wie eng diese drei Arten wirklich miteinander verwandt sind, ist wissenschaftlich noch unklar. Während Pseudacanthicus sp. „Alenquer“ und P. sp. „L 97“ regelmäßig importiert werden, kommen derzeit keine neuen Pseudacanthicus sp. „L 65“ in den Handel. Aktuelle Informationen über die Varianz von Wildfängen sind daher derzeit nicht verfügbar. Die Vermehrung und Verbreitung dieser Exemplare ist dennoch sehr wünschenswert, auch wenn sie keine Farbwunder sind.

Text: Markus KALUZA – Bilder: Markus KALUZA und Ingo SEIDEL

Literatur:

  • HARDMAN M., 2015. Typhoons, spiny monsters and scarlet cactus: a preliminary review of Pseudacanthicus catfishes (Siluriformes: Loricariidae). Journal of the Catfish Study Group Vol. 16 (4): 18-31.
  • NUMRICH, R., 1990. Neu importiert Harnischwels L65. DATZ, 43(7): 392.
  • SEIDEL I., EVERS H. G., 2005. Wels Atlas Bd. 2: 91-93.
  • WALTERS M., 2018. Spawning Pseudacanthicus sp. L065 – The blizzard cactus pleco. Journal of the Catfish Study Group, 19(2): 8-10.

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