Vom 20. bis 22. Mai dieses Jahres war es endlich wieder so weit. Nach einer zweijährigen Präsenzpause trafen sich Mitglieder und Gäste des ÖVVÖ zum zweiten Mal nach 2017 in Rankweil, im Westen Österreichs und begingen den 16. ÖVVÖ Bundeskongress. Darunter zahlreiche BSSW-Mitglieder.
Eingeladen hatten die Organsiatoren Heinz WILHELMSTÄTTER und Gerhard KIEFNER vom „Club Vorarlberger Aquarienfreunde„, die schon zuvor erfolgreich einen Kongress auf die Beine gestellt hatten. Von Freitagabend bis Sonntagmittag stand nun ein abwechslungsreiches und interessantes Programm auf dem Plan, das hier aber nur angerissen werden soll. Mit eDNA (environmental DNA, Umwelt-DNA) startete die Veranstaltung gleich hochkarätig und der Referent verstand es ausgezeichnet diese relativ neue Erforschungsmethode von Biozönosen in ausgewählten Biotopen vorzustellen. Eine ideale, zwischen Vivaristik und Wissenschaft verbindende Einleitung in ein Wochenende, das gerade erst beginnen sollte.
Zu Pausen im Sinne von Ruhe und Erholung kam es ab jetzt nicht mehr, zu viele Gesichter hatte man schon länger nicht gesehen und zu viele Geschichten zu lange für sich behalten. Nach dem guten Abendessen wurde noch lange draußen gesessen, ausgiebig gequatscht und der Abend fand für viele Teilnehmer erst nach einem langen nächtlichen Spaziergang zu einem Ende.
Tag zwei wurde durch den Veterinär Jeff SCHREINER eröffnet, der Aspekte seiner Arbeit unter der Fragestellung der artgerechten Haltung präsentierte. Von Komodowaran, über Nashorn bis hin zur Bartagame gab er zahlreiche Ansätze, über die es nachzudenken gilt, wenn man sich mit der Frage der „artgerechten Pflege“ und der Frage nach der eigentlichen Definition von „artgerecht“ auseinandersetzen möchte – was jeder von uns regelmäßig tun sollte.
Es folgte Achim WERCKENTHIN zum breiten Thema „Zierfischkrankheiten“. Als ehemaliger Mitarbeiter des deutschen Großhandels aqua-global wusste er von klassischen Problemen bei der Einfuhr von Wildfängen und auch Nachzuchten aus dem Ausland zu berichten. Die Wichtigsten stellte er anhand von Bildern sowie anschaulichen Grafiken vor und verhalf so den Anwesenden in Zukunft auch selbst Diagnosen zu stellen, Krankheiten vorzubeugen und die richtige Behandlung einzuleiten. Zu den besprochenen Krankheiten lieferte er aufschlussreiche Mikroskopaufnahmen, die auch den alteingesessenen Aquarianern im Saal noch einige neue Einblicke gewährt haben dürften.
Das Mittagessen konnte gar nicht schnell genug um sein, denn es ging weiter im Programm und Hans-Georg EVERS nahm die Teilnehmer mit an den Vogelkopf, eine artenreiche Region im Norden Papua-Neuguineas. Viele Male schon hat er die Gegend bereist und nach zahlreichen Regenbogenfischarten abgesucht, über die zum Teil nichts als deren Existenz bekannt war und die es bis dato nicht in der Aquaristik gab. So konnte er den menschlichen Einfluss und die damit einhergehenden Veränderungen aufzeigen und zum kritischen Nachdenken anregen. Hervorzuheben ist hierbei, dass die gefangenen Tiere dieser Reisen in ein Zuchtprojekt in Indonesien eingegliedert werden, in denen die Arten für die Aquaristik und die Wissenschaft in großen Stückzahlen vermehrt werden. So können Arten nicht nur international zugänglich gemacht werden, es sind dafür auch keine Naturentnahmen notwendig.
Untrennbar mit dem Bundeskongress verbunden und immer ein unterhaltsamer Programmpunkt ist die Versteigerung am Samstagnachmittag. Erneut hatten zahlreiche Firmen und Sponsoren vivaristische Produkte zur Verfügung gestellt, die nun in fast drei Stunden an die Bieter versteigert wurden. Der Erlös aus der Versteigerung floss an den ÖVVÖ sowie den ausrichtenden Verein. Highlights der Versteigerung waren die Nachzuchten aus den eigenen Reihen: Cambarellus, Melanotaenia, Ancistrus, Corydoras, sowie zahlreiche prächtige Wasserpflanzen und auch einige Kilogramm Gummibären und kulinarische Spezialitäten aus der Region wechselten den Besitzer.
Es folgte ein weiterer „geselliger Abend“, wie man es so schön beschreibt. Bis früh in den Morgen saßen wir wieder auf der Terrasse des Hotels: Planten gemeinsame Veranstaltungen, sogar ein paar Ideen für Expeditionen wurden ausgetauscht, Fischbestände analysiert, Probleme diskutiert und einige der lokalen Spezialitäten wurden ebenfalls nochmal genauer beschaut.
Am Abschlusstag gab es dann noch zwei weitere Vorträge, die thematisch den Kreis schlossen und sich wunderbar ins Programm fügten. So führte Christoph DENK in die moderne Meerwasseranalytik ein und erklärte welche Vorteile der Meerwasseraquarianer durch die, sich technisch auf höchstem Niveau befindende Kontrolle von Spurenelemeten, Nährstoffen etc. haben kann. Mit seiner Firma Oceamo e.U. bietet er alle Möglichkeiten und individuelle Lösungen für gegebenenfalls auftretende Probleme. Wie schon die Vorträge zuvor animierte auch dieser Vortrag dazu „zwei Ecken weiter zu denken“ und sich mit Umständen auseinander zu setzen, die zum aktuellen Zeitpunkt vielleicht noch gar kein Thema sind, es aber durchaus werden könnten.
So fand der 16. ÖVVÖ Bundeskongress nach einem abschließenden Vortrag zu den Killifischen Boliviens am frühen Nachmittag zu seinem zu frühen Ende. Spaß hat es gemacht! Die lockere und gar nicht hochtrabende Atmosphäre am gesamten Wochenende war das, was viele nach mangelnden Möglichkeiten in den letzten Monaten brauchten. Und wenn ich so in den Terminkalender gucke, was während dieser drei Tage alles geplant wurde, dann freue ich mich auf viele weitere „Präsenztreffen“ in naher, sehr naher Zukunft.
Text: Daniel KONN-VETTERLEIN – Bilder: Karl KOLAR